
Die wirtschaftliche Lage in Dortmund und dem Ruhrgebiet bleibt angespannt. Das zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage der IHKs, an der mehr als 950 Unternehmen teilgenommen haben. Sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene stagniert die Wirtschaftsleistung. Besonders deutlich wird: Die Unzufriedenheit mit der Politik wächst – über 60 Prozent der Betriebe sehen sie als Risiko.
Wirtschaftslage im Ruhrgebiet trübt sich weiter ein
Die Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet haben ihre Konjunkturumfrage für den Herbst 2025 veröffentlicht. Insgesamt nahmen rund 950 Unternehmen mit über 100.000 Beschäftigten teil, davon über 200 aus dem Kammerbezirk Dortmund. Der Konjunkturklimaindex liegt wie im Vorjahr bei 92,3 Punkten – ein Wert, der die anhaltend schwache wirtschaftliche Stimmung unterstreicht.

Gerd Kleemeyer, Präsident der IHK zu Essen, beschreibt die Lage deutlich: „Der aus Berlin angekündigte Herbst der Reformen wird zum unentspannten Winterschlaf.“ Auch Heinz-Herbert Dustmann, Präsident der IHK zu Dortmund, stellt fest: „Ein wirtschaftlicher Aufbruch ist noch nicht in Sicht.“ Beide verweisen auf ein sinkendes Bruttoinlandsprodukt auf Bundes- und Landesebene sowie ausbleibende Wachstumsimpulse der Bundesregierung.
Knapp ein Viertel der befragten Unternehmen blickt pessimistisch in die Zukunft. Besonders schwach ist die Stimmung im Handel: Nur elf bis zwölf Prozent der Betriebe bewerten ihre aktuelle Lage als gut. Auch in der Dienstleistungsbranche zeigt sich eine Verschlechterung gegenüber dem Vorjahr.
Wirtschaftspolitik als wachsendes Risiko
Ein zentrales Ergebnis der Umfrage ist die zunehmende Unzufriedenheit mit den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. In allen drei Sektoren – Handel, Industrie und Dienstleistungen – sehen über 60 Prozent der Unternehmen hierin ein Risiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung. Diese Einschätzung teilen sowohl die IHK zu Dortmund als auch die Ruhr-IHKs.

„Nach dem verhaltenen Start der Bundesregierung im Mai ist dieser Wert keine Überraschung und ein Warnsignal zugleich“, so Kerstin Groß, Hauptgeschäftsführerin der IHK zu Essen. Sie fordert: „Wir brauchen eine mutige und entschiedene Wirtschaftspolitik!“ Auch Stefan Schreiber, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Dortmund, betont: „Unsere Unternehmen sind verunsichert und halten ihre Investitionen zurück.“
Neben der politischen Lage zählen Unternehmen auch steigende Arbeitskosten, schwache Inlandsnachfrage und den anhaltenden Fachkräftemangel zu den größten Risiken. In der Industrie etwa erwartet fast jedes fünfte Unternehmen eine Verschlechterung der Geschäftslage.
Fachkräftemangel bleibt zentrale Herausforderung
Ein Schwerpunkt der Umfrage liegt auf dem Thema Fachkräftemangel. Nahezu die Hälfte aller Unternehmen gibt an, darunter wirtschaftlich zu leiden. Höhere Arbeitskosten sind eine der Folgen – doch auch langfristig sehen die Kammern Handlungsbedarf.

Gerd Kleemeyer fordert: „Der Kampf gegen den Fachkräftemangel beginnt mit guter Bildung. Die Kommunen sind verantwortlich, gute Voraussetzungen dafür zu schaffen.“ Auch Kerstin Groß unterstreicht die Bedeutung der Ausbildung: „Wir werden mit gezielten Maßnahmen und Kampagnen zeigen, dass die duale Ausbildung für beide Seiten ein Gewinn ist – für junge Leute ebenso wie für Betriebe.“
Stefan Schreiber ergänzt aus Dortmunder Perspektive: „Die duale Ausbildung ist ein zentraler Hebel, um dem Fachkräftemangel dauerhaft entgegenzutreten.“ Die IHKs setzen sich daher verstärkt für eine Aufwertung der beruflichen Bildung ein.
Kommunale Aufgaben: Flächenpolitik und Vertrauen
In Dortmund betont die IHK auch die Rolle der Kommunen bei der wirtschaftlichen Entwicklung. Neben der Bildungspolitik geht es dabei um Planungssicherheit, Flächenverfügbarkeit und Genehmigungsverfahren.

„Mit der Digitalisierung, der Energiewende und dem demografischen Wandel steht unsere Wirtschaft vor tiefgreifenden Veränderungen“, sagt Stefan Schreiber. Er fordert: „Mit mutiger Innenstadtentwicklung, konsequentem Bürokratieabbau, schnelleren Genehmigungsverfahren und einer aktiven Ansiedlungspolitik müssen Kommunen in der Lage sein, gezielt gegenzusteuern.“
Besonders kritisch sieht er die Umwandlung von Gewerbeflächen in Wohnbau- oder Freizeitflächen: „Wir wenden uns als IHK daher entschieden gegen Denk- und Planungsverbote für neue Gewerbeflächen beziehungsweise Freiflächen.“ Eine vorausschauende Flächenpolitik sei nötig, damit Betriebe sich ansiedeln und wachsen können.
Mehr Informationen:
- Die aktuelle Konjunkturumfrage zum Herbst gibt es unter: www.ihk.de/ruhrlagebericht-herbst-2025-data.pdf