
Der freilicht.nord-Garten ist nun auch offiziell um eine Attraktion reicher. Künstler Hans Ostapenko und Architekt Viktor Prokhorov haben den Eingangsbereich neu gestaltet und eine Nische geschaffen, die auch Begegnungsort sein will. Mit dem neuen Tor aus alten Stahlteilen gelingt ihnen eine fragile Verbindung zwischen Kunst, Architektur und Natur. Eine Ausstellung im Atelierhaus ‚Alter Kiosk‘ dokumentiert den Entstehungsprozess.
Bezirksvertretung Innenstadt-Nord hat Umsetzung ermöglicht
40 Jahre lang wurden die 600 qm des ehemaliger Kohlenhandels an der Bleichmärsch 61 nicht genutzt – dann erobert das Gartenkollektiv freilicht.nord die Brache. Entstanden ist ein Ort, an dem Kultur und Natur sich treffen und Gemeinschaft gelebt wird.

2020 haben die Ehrenamtlichen begonnen, 2023 wurde ihr Engagement mit dem ‚Engel der Nordstadt‘ ausgezeichnet – nun gab es wieder Grund zu feiern. Das neue Tor wurde eingeweiht – ermöglicht auch durch Mittel der Bezirksvertretung Innenstadt-Nord.
Umgesetzt haben das Projekt Hans Ostapenko und Viktor Prokhorov. Beide kommen aus Odessa (Ukraine) und engagieren sich im und für den Freilicht-Garten.

Ostapenko ist Künstler und beschäftigt sich mit territorialen Machtgefügen, mit Grenzen und Ordnungssystemen, wie sie zum Beispiel in Zäunen zum Ausdruck kommen. Die Beziehung zwischen Mensch, Architektur und Landschaft interessiert ihn besonders.
Prokhorov ist Architekt mit einem Schwerpunkt auf konzeptioneller Architektur, aber auch ganz praktischer Erfahrung in der Entwicklung kreativer Gebäudekonzepte bis hin zur Inneneinrichtung. Gemeinsam haben sie das „Konzept der begehbaren Nische“ für freilicht.nord entworfen und umgesetzt.___STEADY_PAYWALL___
Keine Grenze, sondern eine Einladung näher zu treten
„Das Tor steht für Offenheit und Begegnung“, erklärt Ostapenko. Es soll keine Grenze zur Nachbarschaft markieren, sondern – im Gegenteil – einladen näher zu treten. „Die Idee war, eine Nische zu schaffen und den Übergang von der Straße in den Garten fließend zu gestalten.“

Hier gibt es kein klassisches Eingangstor auf der Grundstücksgrenze, sondern es wurde durch ein Seitenteil eine Ausbuchtung in den Gartenbereich hinein geschaffen. Davor gibt es eine Bank, auf der Passant:innen eine Pause machen können und von der aus Blicke ins Innere des Gartens möglich sind.
Ein sanfter Übergang, der es ermöglicht, sich vertraut zu machen und dann auch näherzutreten. „Es ist eine Gesamtgestaltung“, so Ostapenko, „wir wollten eine Verbindung zwischen Kunst, Architektur und dem Garten schaffen.“
Das ist gelungen, findet nicht nur Cüneyt Karadas, SPD Ratsmitglied und Nachbar. Karadas hat seinen Wahlkreis am Borsigplatz, aber er ist bei der Eröffnung nicht nur im Wahlkampfmodus, sondern mit dem Herzen vor Ort. „Mein Opa hat hier schon gelebt, ich kenne die Ecke sehr gut. Was ihr aus diesem Grundstück gemacht habt, ist beeindruckend.“
Entstehungsgeschichte im Ausstellungsraum vom Atelierhaus Alter Kiosk
Der Zaun und das Tor sind zum großen Teil aus alten Stahlteilen ehemaliger Geländer entstanden. Die Künstler haben sie aus dem ursprünglichen Zusammenhang gelöst und neu bearbeitet. „Künstlerisches Upcycling“ nennt das Ostapenko, mit einem Augenzwinkern. Die floralen Formen passen zum Garten, andererseits bildet der Stahl einen spannenden Kontrast.

Was jetzt leicht und geschwungen wirkt, war in der Umsetzung eine echte Herausforderung: flexen, in Form biegen, neu schweißen, polieren – „ohne den Stahlbauer Ulrich Göbel und die Erfahrung von Simon Jost, hätten wir das nicht hinbekommen“, betont Ostapenko.
Eine Gemeinschaftsarbeit, deren Entstehungsgeschichte sich Besucher:innen des Gartens im Ausstellungsraum des zugehörigen Atelierhaus Alter Kiosk ansehen könne. Der ehemalige Kiosk wurde frisch renoviert und ist nun ein kleiner ‚White Cube‘, in dem Skizzen, Fotos, ein Video und Objekte den Prozess dokumentieren.
Das Tor und die kleine Nische in der Bleichmärsch 61 sind jederzeit zu erkunden – der Garten und die Ausstellung können noch bis September jeden Sonntag von 14.00. bis 17.00 Uhr besucht werden. Und natürlich bei besonderen Events, wie zum Beispiel dem großen Sommerfest zum 5-jährigen Bestehen des Gartens am 6. September 2025.
Weitere Informationen und Aktionen im Internet www.atelierhaus-alterkiosk.de oder bei Instagram: freilicht.nord
Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!
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