
Die IHK NRW hat den aktuellen Außenwirtschaftsreport 2025 veröffentlicht. Dieser liefert einen detaillierten Überblick über die Auslandsaktivitäten nordrhein-westfälischer Unternehmen und beleuchtet zentrale Entwicklungen im internationalen Handel. Der Bericht zeigt: Die Firmen in NRW sind trotz globaler Krisen weiter international engagiert – doch die geopolitischen Spannungen zwischen der EU, den USA und China setzen viele unter Druck.
Aktiverer Positionierung auf der handelspolitischen Weltbühne
Die IHK NRW betont die Notwendigkeit eines strategischen und selbstbewussten handelspolitischen Kurses: „Europa muss sich wieder aktiver auf der handelspolitischen Weltbühne positionieren“, so Ralf Stoffels, Präsident von IHK NRW. „Wer nicht gestaltend eingreift, wird zum Zuschauer – mit langfristigen Risiken für unseren Wirtschaftsstandort.“
„In den Gesprächen mit den USA braucht es Dialogbereitschaft, aber ebenso eine klare wirtschaftspolitische Agenda und die nötige Durchsetzungskraft. Gleichzeitig ist es überfällig, strategische Partnerschaften auszubauen und seit Langem ausstehende Freihandelsabkommen endlich zum Abschluss zu bringen.“
Auch innerhalb der EU sieht IHK NRW dringenden Handlungsbedarf. „Es braucht ein Umdenken – weg von überholten Routinen, hin zu mehr Pragmatismus, Tempo und Zielorientierung“, betont Wulf-Christian Ehrich, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK zu Dortmund und Fachpolitischer Sprecher für Außenwirtschaft von IHK NRW. „Vor allem der Mittelstand leidet weiterhin unter unnötiger Bürokratie. Entlastungen sind dringender denn je.“
Viele Unternehmen in NRW sind weiterhin international aktiv
Der IHK-Außenwirtschaftsreport NRW 2025 basiert auf umfangreichen Unternehmensbefragungen sowie auf Daten der Außenhandelsstatistik und zeigt: Viele Unternehmen in NRW sind trotz globaler Unsicherheiten weiterhin international aktiv.

Neue Märkte und Partnerschaften gewinnen an Bedeutung, während bestehende Handelsbeziehungen zunehmend unter Druck geraten. Mit Abstand bleibt jedoch der europäische Binnenmarkt wichtigster Absatz- und Beschaffungsmarkt für NRW. Doch auch dort spüren Unternehmen wachsende Anforderungen.
Ein starkes und wirtschaftlich handlungsfähiges Europa ist für die international aufgestellten Unternehmen in NRW unverzichtbar. Damit Europa ein leistungsfähiger Wirtschaftsraum und verlässlicher Partner bleibt, braucht es klare und zukunftsfeste Rahmenbedingungen. Hier sei, laut IHK, die Politik jetzt gefordert.
Mehr Informationen:
- Den ausführlichen Report zum runterladen gibt es unter: ihk-nrw.de/auwi-report.
Reaktionen
Statement von IHK-Präsident Heinz-Herbert Dustmann zur Zollvereinbarung von EU und USA (PM)
„Die gestrige Zollvereinbarung zwischen der EU und der US-Regierung verschafft unserer Wirtschaft eine Atempause, die Gefahr einer gefährlichen Eskalation im Handelsstreit mit den USA scheint abgewendet. Die EU-Kommission stand unter erheblichem Druck, hat aber mit der Einigung Schlimmeres verhindert. Doch der Deal hat seinen Preis, und dieser Preis geht auch zu Lasten der deutschen und europäischen Wirtschaft. Der Basiszollsatz von 15 Prozent auf Importe aus der EU ist ein Kompromiss, den viele unserer Exporteure unangenehm spüren werden. Dass für Stahl und Aluminium weiterhin Extra-Strafzölle von 50 Prozent gelten sollen, ist besonders schmerzhaft. Insgesamt gesehen steht Europa damit allerdings besser da als beispielsweise China, für dessen Waren aktuell 30 Prozent Basisimportzölle in die USA gelten.
Klar ist auch: Die USA sind und bleiben ein attraktiver Markt. Deutsche Unternehmen investieren dort aus unternehmerischer Überzeugung, nicht aus politischem Kalkül. Was sie dafür brauchen, ist Verlässlichkeit, sowohl in der Zollpolitik als auch bei den allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.
Die gestern erzielte Einigung schafft kurzfristig Stabilität. Es ist aber nur ein erster Schritt. Jetzt muss die EU weiter mit den USA verhandeln und an einem umfassenden, fairen und zukunftsgerichteten Handelsabkommen arbeiten. Gleichzeitig sind Bundesregierung und EU-Kommission gefordert, die richtigen Schlüsse zu ziehen: Wir brauchen wettbewerbsfähige Standortbedingungen, verlässliche Politik, gezielte Investitionsanreize und vor allem mehr Tempo und weitere Freihandelsabkommen.
Denn fast 90 Prozent der deutschen Exporte gehen in andere Weltregionen. Gerade in Märkten wie Südamerika, Asien und Australien liegt enormes Potenzial. Das Mercosur-Abkommen muss endlich ratifiziert, die Verhandlungen mit Indien, Indonesien und Australien mit Nachdruck weitergeführt werden. Eine exportstarke Volkswirtschaft wie Deutschland braucht mehr denn je offene Märkte, nicht neue Hürden.“