
Dortmund soll gleich zwei Denkmäler für Gastarbeiter:innen bekommen. Aus mehr als 100 Entwürfen von Künstler:innen aus ganz Deutschland empfiehlt die Jury zwei Arbeiten umzusetzen: „Arbayt“ von Esra Oezen spielt mit der Lautschrift deutscher Wörter, „Mosaik der Identitäten“ von Raimund Schucht erinnert an traditionelle Muster und Formen der Herkunftsländer. Die Empfehlung wird dem Rat der Stadt im Juli vorgestellt. Die Katharinenstraße in der City ist als Standort vorgesehen.
„Arbayt – Denkmal für Gastarbeiter:innen“: Installation von Esra Oezen
Die Bodeninstallation „Arbayt“ von der Braunschweigerin Esra Oezen soll zur Auseinandersetzung besonders mit der Sprache anregen. Boden-Tafeln zu Füßen der Betrachter:innen geben deutsche Begriffe in türkischer, italienischer, portugiesischer, arabischer, serbokroatischer, griechischer oder spanischer Lautschrift wieder.
„Diese lautsprachlichen Schreibweisen zeigen, wie sich die Menschen der für sie fremd klingenden deutschen Sprache angenähert und sich diese angeeignet haben – Ausdruck des Bemühens um Verständigung. Damit knüpft das Denkmal auch an etwas an, für das sich viele Menschen im begleitenden Partizipationsprozess ausgesprochen haben: das Denkmal nicht als Endpunkt, sondern als Anfang eines beständigen Dialogs“, so die Jury in ihrer Begründung. „Das Kunstwerk soll sich entlang der Katharinenstraße in Dortmund erstrecken. Es bildet den Boden, der uns alle trägt“, heißt es weiter.
„Mosaik der Identitäten“: Skulpturen-Ensemble von Raimund Schucht
Die zweite Arbeit, die die Jury vorzuschlagen hat ist der Entwurf des Berliner Künstlers Raimund Schucht „Mosaik der Identitäten“. Das farbenfrohen Skulpturen-Ensemble soll ein positives und vielfältiges Bild von Migration, kultureller Vielfalt und der Dynamik des Kulturmixes von Dortmund zeigen. Es zeigt Zitate, Muster und Materialien aus den Herkunftsländern der Migrant:innen.

„Diese Skulpturengruppe würdigt die Geschichte der Gastarbeiter:innen auf symbolisch vielfältige Weise – durch farbenfrohe Turmformen, traditionelle Muster und Materialien aus den Herkunftsländern. Das Kunstwerk steht für kulturelle Vielfalt, gegenseitige Anerkennung und die gemeinsamen Zukunftschancen einer offenen Gesellschaft. Es lädt ein zur Begegnung, zum Erinnern und zum Sichtbarmachen jener Geschichten, die unser heutiges Zusammenleben prägen“, so die Jury.
Laut der Jury bieten beide Kunstwerke die Möglichkeit, Familien mit Gastarbeiter:innen-Biografie aktiv in den weiteren Prozess einzubeziehen. Eine Auswahl der ornamentalen Muster des „Mosaik der Identitäten“ soll gemeinsam mit Dortmunder Einwanderungsfamilien entwickelt werden, um sie mit individuellen Geschichten und kulturellen Kontexten zu verbinden. Auch das Werk „Arbayt“ soll partizipativ erweitert werden – etwa durch die gemeinsame Auswahl der Wörter oder die konkrete Beteiligung von Angehörigen bei der Steinlegung.
Auf dem dritten Platz landet der Entwurf „Es kamen Menschen!“ von Maria Vill und David Mannstein, der aus 15 unterschiedlichen und aus Bronze gegossenen Stühlen besteht.
Ein Entscheidungsprozess mit vielen Beteiligten
Zwischen Anfang 2024 und Mai 2025 hatte das Ressort Kunst im öffentlichen Raum sechs Diskussionsrunden an verschiedenen Orten mit unterschiedlichen Zielgruppen organisiert. Hier wurden gemeinsam erste Ideen zu Aussage, Form, Aussehen und vor allem zum Standort des geplanten Denkmals entwickelt. Viele Menschen, vor allem Einwanderungsgemeinschaften sowie deren Vereine und Selbstorganisationen, waren so an der Entscheidung beteiligt. Eine weitere Veranstaltung ist für Juli 2025 geplant.
Die vielfältigen Rückmeldungen wurden den Beiratsmitgliedern zur Verfügung gestellt. Ein Beirat aus Ratsmitgliedern, Vertreter:innen der Stadtgesellschaft, migrantischer Communities sowie aus Kunst, Kultur und Wissenschaft hat die Entwürfe schließlich ausgewählt. Für die bauliche Umsetzung einschließlich der Künstler:innenhonorare stehen bis zu 200.000 Euro zur Verfügung.