Zeichen gegen Frauen-Hass: Eine Mahnwache auf dem Friedensplatz erinnert an Femizide

Der 25. November ist der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen

Dortmunder Frauenverbände und Menschen aus der ganzen Stadt gedenken den Frauen, die von Männern getötet wurden. H. Sommer für Nordstadtblogger

Dortmund gedachte jetzt den Frauen, die Opfer von Gewalt wurden. Dortmunder Frauenverbände und Menschen aus der ganzen Stadt trafen sich auf dem Friedensplatz, um den Aktionstag gegen Gewalt an Frauen am 25. November zu begehen. Die Veranstalterinnen verlasen die Namen der 85 Frauen, die in diesem Jahr in Deutschland von Männern getötet wurden. Die Femizide wurden mit Kerzen und Tafeln sichtbar gemacht.

Weltweiter Gedenk- und Aktionstag soll aufmerksam machen

Der Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, auch bekannt als Orange Day, ist ein weltweiter Gedenk- und Aktionstag. Er geht zurück auf die Ermordung der Schwestern Mirabal (Dominikanische Republik), welche am 25. November 1960 ermordet wurden.

Seit 1999 ruft die Generalversammlung der Vereinten Nationen dazu auf, diesen Tag zu nutzen, um auf Diskriminierung und Gewalt gegenüber Frauen und Mädchen aufmerksam zu machen, Maßnahmen zur Prävention und zum Schutz von Gewalt zu fordern, und um Solidarität mit Betroffenen zu zeigen.

Der 25. November markiert außerdem den Beginn der „16 Tage gegen Gewalt“, in denen weltweit Zeichen gesetzt werden. Sie dauern bis zum Tag der Menschenrechte am 10. Dezember an.

„Schweigen ist der schlimmste Verbündete von Gewalt“

„Diese Frauen wurden getötet, weil sie Frauen waren, weil sie selbstbestimmt leben wollten, weil sie selbst entscheiden wollten und weil sie selbst ihre eigenen Grenzen setzen wollten“, eröffnete Oberbürgermeister Kalouti die Mahnwache an der Friedenssäule. Wegsehen sei auf keinen Fall eine Option: „Benennen wir diese Taten beim Namen und sprechen wir über sie, weil das Schweigen immer der schlimmste Verbündete von Gewalt ist.“

Mahnwache an der Friedenssäule H. Sommer für Nordstadtblogger

„Wir brauchen viel mehr Prävention, Schutz und konsequente Hilfe. Was wir nicht mehr brauchen, ist Symbolpolitik und schöne Reden.“ Keine Frau dürfe Angst haben, vor allem nicht Zuhause. „Dortmund muss eine Stadt sein, in der wirklich jede und jeder sicher ist und sich auch sicher fühlt“, betonte Kalouti.

Anschließend sprach er sich für mehr Solidarität im Miteinander aus, da Gewalt nicht erst mit der Tat beginne, sondern vor allem mit Worten. „Dieses Gedenken soll uns nicht nur traurig machen. Es soll uns vor allem Mut geben, gemeinsam weiterzuarbeiten, damit wir dieses furchtbare Problem endlich in den Griff bekommen und lösen.“

Der Masterplan Istanbul Konvention der Stadt Dortmund solle außerdem nun zügig abgeschlossen werden, um genau da anzusetzen. Die Konvention ist ein Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt. Ein maßgeschneiderter Masterplan für Dortmund soll die spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen der Stadt berücksichtigen.

„Sichtbarkeit ist die Grundlage für Prävention, Schutz und politische Konsequenzen“

„Der 25. November ist ein Tag des Gedenkens, aber auch ein Tag des Hinsehens und der Verantwortung“, sagte Dortmunds Gleichstellungsbeauftragte Maresa Feldmann. „Deshalb machen wir heute, gemeinsam mit den Dortmunder Frauenverbänden, sichtbar, was sonst oft unsichtbar bleibt.“

Die Gleichstellungsbeauftragte Maresa Feldmann Foto: Roland Gorecki für Stadt Dortmund

Das Ausmaß der Situation in Deutschland zeigt das Jahr 2024: Über 266.000 Menschen waren von häuslicher Gewalt betroffen – die große Mehrheit davon waren Frauen. Über 300 Frauen wurden getötet und mindestens 132 davon durch Partnerschaftsgewalt.

Doch die tatsächliche Zahl sei deutlich höher, da ein zentraler Punkt bis heute fehle: „Femizide müssen endlich als eigene Kategorie in der polizeilichen Personalstatistik erfasst werden. Solange das Tatmotiv nicht sichtbar gemacht wird, bleibt das Ausmaß geschlechtsspezifischer Tötungen, unsichtbar. Und Sichtbarkeit ist die Grundlage für Prävention, Schutz und politische Konsequenzen“, unterstreicht Feldmann.

Fünfundachtzig Tafeln und Kerzen erinnern an ausgelöschte Leben

Abschließend verlasen die Frauenverbänden 85 Femizide, die bisher für das Jahr 2025 in Deutschland dokumentiert wurden.

85 Tafeln und Kerzen erinnern an die ermordeten Frauen. H. Sommer für Nordstadtblogger

Diese Fälle sind jedoch nicht die Gesamtzahl aller Femizide, sondern nur die, die durch Medienberichte, Angehörige oder Ermittlungsbehörden bekannt wurden und die der Instagramkanal „femizide_stoppen“ recherchiert hat.

Vertreterinnen der Frauenverbände trugen jeweils die bekannten Umstände des Falls vor und anschließend erklang ein Gong. Daraufhin wurden die Tafeln niedergelegt und Kerzen entzündet. Jede Tafel steht für eine Frau und jede Kerze für ein ausgelöschtes Leben.


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Reaktionen

  1. Werkstätten der AWO Dortmund setzen Zeichen gegen Gewalt an Frauen (PM)

    Vor Arbeitsbeginn am frühen Morgen gab es am 25. November, dem Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen eine große Aktion an den Werkstätten der AWO Dortmund: „Dieser Tag soll wachrütteln – weil Gewalt gegen Frauen keine Ausnahme ist, sondern Alltag“, so die Frauenbeauftragte Helin Polat. Gewalt begegnet Frauen überall: in Partnerschaften, in Familien, im öffentlichen Raum, am Arbeitsplatz oder online.

    Ein besonderer Gast dieser Aktion war Maresa Feldmann, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Dortmund. „Dieser Tag ist ein Tag des Gedenkens, aber auch ein Tag des Hinsehens und der Verantwortung. Er macht deutlich: Gewalt gegen Frauen ist kein Randproblem, sondern ein tiefes gesellschaftliches, strukturelles Problem, auch hier in Dortmund.“

    Vor diesem Hintergrund war es für die Leitung der WAD mit Henrike Struck und Patric Schleifenbaum umso wichtiger, für alle Beschäftigten und Mitarbeitenden ein deutliches Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen. Mit der Aktion wurde ein Thema sichtbar, das sonst oft im Verborgenen bleibt.

    Jede dritte Frau weltweit erlebt im Laufe ihres Lebens Gewalt. In Deutschland wird alle zwei Tage eine Frau durch ihren (Ex-)Partner getötet. Gewalt gegen Frauen ist kein Randthema – sie durchzieht unsere Gesellschaft.

    Mit einer Bank, die eigens für den Tag gestaltet wurde, Transparenten und kurzen Ansprachen wurde ein Zeichen gesetzt: für die Rechte von Frauen und Mädchen weltweit – und in unserer Stadt.

  2. AWO-Vorsitzende Anja Butschkau bei Mahnwache zu Femiziden (PM)

    In der einsetzenden Dunkelheit am Dienstag, 25.11.2025 fand – organisiert vom Gleichstellungsbüro – auf dem Rathausvorplatz eine Mahnwache zum Erinnern an die 80 Femizide in Deutschland in diesem Jahr statt.

    Jedes Jahr wird am 25. November an die Millionen Frauen und Mädchen gedacht, die Gewalt erleben – in Partnerschaften, in Familien, im öffentlichen Raum, am Arbeitsplatz oder online. Die Mahnwache auf dem Friedensplatz erinnerte mit dem Verlesen der Namen und dem Entzünden von Grablichtern an all die Frauen, die Gewalt nicht überlebt haben.

    Femizide sichtbar machen und ins öffentliche Bewusstsein rücken, um klar Haltung gegen Gewalt und Frauenhass zu beziehen – das war das Ziel. So war es für die AWO-Vorsitzende Anja Butschkau ein dringendes Anliegen, sich an dieser Mahnwache persönlich zu beteiligen: „Wir müssen gemeinsam ein solidarisches Zeichen für die Rechte und die Sicherheit von Frauen setzen. Denn: Gewalt verletzt nicht nur Körper – sie zerreißt Leben. Und jede Frau hat das Recht auf ein Leben ohne Angst.“

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