Wohnungslose berichten im Wichern-Wohnungslosenzentrum über ihre Probleme

Jetzt haben sie die Möglichkeit gesehen zu werden:

Bereits zum dritten Mal veranstaltete das Wichern-Wohnungslosenzentrum eine Veranstaltung zum Tag der Wohnungslosen. Foto: Diakonie Dortmund

Die Politik redet über sie, aber nie mit ihnen: Obdachlose kommen in unserer Gesellschaft viel zu selten zu Wort.  Am Tag der Wohnungslosen veranstaltete das Wichern-Wohnungslosenzentrum in der Nordstadt Workshops, in denen Betroffene zu Wort kamen. Auch aus der Politik kamen Vertreter:innen.

Workshops im Wichern-Wohnungslosenzentrum

Bereits zum dritten Mal veranstaltete das Wichern-Wohnungslosenzentrum eine Diskussionsveranstaltung zum Tag der Wohnungslosen am 11. September. Das Ziel: Menschen ohne Wohnung sichtbar machen. In fünf verschiedenen Workshops berichteten Wohnungslose über ihr Leben auf der Straße und ihre Erfahrungen in Obdachlosenunterkünften.

Teilnehmer:innen bei einem der Workshops. Diakonie Dortmund und Lünen

Die Veranstaltung besuchten zahlreichen Gästen mit und ohne Wohnung. Unter den Anwesenden waren auch Politikerinnen, wie die Fraktionssprecherinnen Katrin Lögering (Grüne) und Fatma Karacakurtoglu (Linke). Beide nahmen, wie alle anderen Gäste, aktiv am Programm und den Workshops teil.

Die Teilnehmer:innen hörten den Erfahrungen der Betroffenen zu und tauschten sich mit ihnen sowie mit den anderen Gäste über die Situation wohnungsloser Menschen in Dortmund aus.

Die Diskussionsveranstaltung war besonders relevant, weil die Stadt Dortmund und die Bundesregierung das Ziel verfolgen, Wohnungslosigkeit bis 2030 zu überwinden. Durch den direkten Austausch zwischen Betroffenen, Politik und Fachkräften für Wohnungslosenhilfe sollen Lösungsansätze gefunden werden, die die Lebensbedingungen von Menschen ohne Wohnung konkret verbessern.

Erfahrungen und Kritik von Betroffenen

Einige männliche Wohnungslose berichten über schlechte Umstände in der Männerübernachtungsstelle in der Unionstraße. Nach Angaben mehrerer Obdachlosen sind die Sozialarbeiter nicht ausreichend geschult und reden auch nicht auf Augenhöhe mit den Obdachlosen. Zudem sei auch oft nicht genug Platz in der Übernachtungsstelle, sodass einige anderswo unterkommen müssen.

De Perspektive von Wohnunglosen stand bei den Workshops in der Nordstadt im Mittelpunkt. Diakonie Dortmund und Lünen

Ein Obdachloser schilderte, im Winter bei Temperaturen um den Gefrierpunkt nicht eingelassen worden zu sein, da zu dem Zeitpunkt kein Sozialarbeiter vor Ort gewesen sei. Daraufhin stieg er in die S-Bahn und fuhr ziellos durch die Region, um nicht zu erfrieren.

Weitere Kritikpunkte betreffen die Übernachtungskosten von 6,55 Euro pro Nacht, die ohne Zugang zu Sozialleistungen selbst getragen werden müssen. Außerdem verlangt die Unterkunft, dass Wohnungslose in Dortmund gemeldet sind, um aufgenommen zu werden.

Die Wohnungslosen bemängeln, dass Tiere nicht mitgebracht werden dürfen oder in Zwingern untergebracht werden müssen. Einige Obdachlose weichen daher auf sicherere Flächen wie Friedhöfe aus, da die Innenstadt als unsicher gilt.

Die Perspektive der Organisator:innen

In ihren Begrüßungsworten betonten die Veranstalter:innen die Bedeutung des Tages der Wohnungslosen als Plattform für den Dialog zwischen Betroffenen und der Gesellschaft. Im Jahr 2023 schlossen sich die Trägerorganisationen Diakonie Dortmund, Soziales Zentrum Dortmund e.V., GrünBau gGmbH, Gast-Haus e.V., VSE NRW e.V. und bodo e.V. am

Niels Back bei seiner Begrüßungsrede. Foto: Kerim Akcay für Nordstadtblogger

11. September erstmals  zusammen, um gemeinsam auf die Situation wohnungsloser Menschen aufmerksam zu machen. Im Folgejahr bezogen sie die Politik stärker ein, um konkrete Lösungen zu erarbeiten.

Niels Back, Geschäftsführer der Diakonie Dortmund und Lünen, hob hervor, dass der Austausch zwischen Betroffenen und Entscheidungsträgern entscheidend für die Entwicklung wirksamer Maßnahmen gegen Wohnungslosigkeit sei.


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