
Im Polizeipräsidium Dortmund ist noch bis zum 13. Juni 2025 die Ausstellung „Der Völkermord an den Sinti und Roma“ zu sehen. Sie ist Teil des 5. Tags der Werteorientierung, den die Polizei gemeinsam mit Schulen und dem Multikulturellen Forum begangen hat. Über 400 Menschen nahmen teil, darunter auch der Vorsitzende des Landesverbands Deutscher Sinti und Roma NRW, Roman Franz. Die Veranstaltung machte eindrücklich deutlich, wie wichtig Erinnerung und demokratische Verantwortung heute sind.
Ein Tag der Erinnerung und des Dialogs
Mit der Ausstellung zum Völkermord an den Sinti und Roma setzte das Polizeipräsidium Dortmund zum 5. Tag der Werteorientierung ein Zeichen für Geschichtsbewusstsein und demokratische Verantwortung. Rund 200 Polizeibeschäftigte sowie ebenso viele Schüler:innen des Stadtgymnasiums und des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums kamen am Ostwall zusammen. Beide Schulen engagieren sich seit Jahren intensiv in der Erinnerungsarbeit.

Ein zentraler Moment der Veranstaltung war die bewegende Rede von Roman Franz (Vorsitzenden des Landesverbands Deutscher Sinti und Roma NRW) über das Schicksal und Leid der Sinti und Roma während der NS-Zeit in Europa. 34 Familienangehörige des heute 76-jährigen Landesverbandsvorsitzenden starben in Konzentrationslagern.
„Bis heute spüren wir Vorurteile, Misstrauen und strukturelle Benachteiligungen“, sagte er. Das führe soweit, dass Sinti und Roma ihre familiären Wurzeln verschweigen würden. Weil sie Ausgrenzung befürchten. Roman Franz: „Wir fordern keine Sonderrechte. Wir wollen gleichberechtigt behandelt werden. Uns geht es nicht allein um den Rückblick – uns geht es um die gemeinsame Zukunft. Und es geht um ein Leben ohne Angst.“

Eine Schülerin (Khadijah, Stadtgymnasium) und ein Schüler (David, KKG) befragten Polizeipräsident Gregor Lange zu den Aufgaben der Polizei in der Demokratie. In dem Interview bezeichnete Gregor Lange die Vertrauensförderung und den Dialog der Polizei mit einer diversen Gesellschaft als Kernaufgabe einer Polizeibehörde.
Denn: „Mit Blick auf unsere Demokratie befinden wir uns 80 Jahre nach dem Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft an einem besonderen Punkt. Wir können uns nicht zurücklehnen und glauben, dass unsere Freiheit nicht bedroht ist.“ Als Gefahren nannte Gregor Lange unter anderem politischen Extremismus, darunter auch Rechtsextremismus, Antisemitismus und den starken Anstieg rechtsextremistischer Straftaten, die zunehmend auch in der Mitte der Gesellschaft begangenen werden.
Beiträge von Schüler:innen sorgten für besonders emotionale Momente
Im Rahmen des dreistündigen Programms zum Tag der Werteorientierung sorgten die Schüler:innen des Stadtgymnasiums und des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums für besonders emotionale Momente. Die Jugendlichen des Stadtgymnasiums eröffneten mit einem Flashmob zum Gedicht „Freiheit“ von Curt Bloch, einem ehemaligen jüdischen Schüler. Die Schulband des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums begleitete die Veranstaltung musikalisch, unter anderem mit Liedern des Sinto-Musikers Django Reinhardt.

Die Theater-AG setzte sich künstlerisch mit Themen wie Krieg, Frieden und Klimaschutz auseinander. Höhepunkt war der Vortrag von Simaf und Jessica, zwei Schülerinnen des Stadtgymnasiums, die die Ausstellung „Der Völkermord an den Sinti und Roma“ eindrücklich vorstellten. Ihre eindringlichen Worte mündeten in einer Schweigeminute für die Opfer nationalsozialistischer Gewalt.
Polizeipräsident Gregor Lange würdigte das Engagement der Jugendlichen: „Die Schülerinnen und Schüler des Stadtgymnasiums und des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums haben unseren Tag der Werteorientierung mit eigenen Worten und Gedanken zu einer einzigartigen Veranstaltung gemacht. Da sind Tränen geflossen. Es waren Jugendliche, die uns gezeigt haben, dass sie die Zukunft nicht ohne die richtigen Schlüsse aus der Geschichte gestalten möchten. Das zeigt, wie wertvoll die Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen ist.“
Mehr Informationen:
- Schulen, andere Organisationen und Bürger:innen können die Ausstellung noch bis zum 13. Juni 2025 montags bis freitags besichtigen. Kontakt und Terminabsprachen: dialog.dortmund@polizei.nrw.de.
- Die Ausstellung ist eine Leihgabe des Dokumentationszentrums Deutscher Sinti und Roma (Sitz in Heidelberg).