Tag der Arbeit: „Mach dich stark mit uns – für eine lebendige Demokratie und faire Arbeit!“

Aufruf des DGB Dortmund zum „Kampftag der Arbeiterbewegung“

Laden zum Tag der Arbeit ein (v.lil): Klaus Waschulewski, Ulrike Hölter, und Oliver Kolberg. Foto: Helmut Sommer für Nordstadtblogger.de

Die Tradition zum Tag der Arbeit ist alt. Vor 139 Jahren, am 1. Mai 1886, streikten in den USA in mehreren Städten rund 400.000 Arbeiter:innen und forderten die Einführung des Acht-Stunden Tages. Bereits seit 1890 gilt dieser Tag in Deutschland und Europa als „Kampftag der Arbeiterbewegung“. Auch dieses Jahr ruft der DGB Dortmund dazu auf, gemeinsam die Stimme für eine gerechte Arbeitswelt zu erheben.

„Misch dich zusammen mit uns ein und beweg etwas zum Besseren“

Ulrike Hölter, 1. Bevollmächtigte der IG Metall Dortmund und  stv. DGB-Vorsitzende der Region Dortmund-Hellweg berichtet, dass das Motto in den Betrieben gut ankomme. Dort machten die Gewerkschaften deutlich, wie nötig es sei, sich wieder mehr einzubringen: „Sowohl im Betrieb, aber auch für eine starke Demokratie. Wir wollen mit den Menschen wieder stärker werden und nicht, dass sich immer mehr zurückziehen.“

Ulrike Hölter ist Bevollmächtigte der IG Metall und  stv. DGB-Vorsitzende in Dortmund. Foto: Helmut Sommer für Nordstadtblogger.de

„Demokratie lebt vom Mitmachen. Wenn wir eine wachsende Frustration darüber erleben, dass viele Probleme in unserer Gesellschaft nicht mehr lösbar erscheinen, dann lautet die Antwort der Gewerkschaften: Misch dich zusammen mit uns ein und bewege etwas zum Besseren!“, so Hölter.

„Beginn damit beispielsweise in deinem Betrieb und setze dich gemeinsam mit deinen Kolleginnen und Kollegen für faire, tariflich geregelte Arbeitsbedingungen ein“, so die Gewerkschafterin.

Ein Beispiel sei die politische Diskussion über die Ausweitung und Flexibilisierung der Wochenarbeitszeit. „Arbeitszeit ist und bleibt Tarifgeschäft. Unsere Tarifverträge bieten ein hohes Maß an Flexibilität für Beschäftigte und Betriebe. Hier reden die Beschäftigten mit und entwickeln auch anhand ihrer Bedürfnisse die jeweils passenden Arbeitszeitmodelle“, so die IGM-Chefin.

Tarifkommissionen füllen betriebliche Demokratie und Mitbestimmung mit Leben

„Auch im Ergebnis der diesjährigen Tarifrunde im öffentlichen Dienst wurden neben Lohn- und Gehaltssteigerungen Regelungen zur Arbeitszeit vereinbart, um mehr Flexibilität und Zeitsouveränität für die Beschäftigten zu erreichen“, betont Oliver Kolberg, stv. Geschäftsführer Verdi-Bezirk Westfalen.

Oliver Kolberg ist stv. Geschäftsführer des verdi-Bezirks Westfalen mit Sitz in Dortmund. Foto: Helmut Sommer für Nordstadtblogger.de

In den Tarifkommissionen der Gewerkschaften sitzen Kolleginnen und Kollegen aus den Betrieben. „Hier besteht die Möglichkeit betriebliche Demokratie und Mitbestimmung mit Leben zu füllen“, so Kolberg.

Er freut sich auf die Veranstaltungen zum 1. Mai: „Wir wollen den Schwung aus den Tarifverhandlungen mitnehmen. Und gemeinsam als Gewerkschaftsfamilie klönen, den Austausch pflegen und für mehr bürgerschaftliches Engagement werben. Thematisieren werden sie zudem die Erwartungen der Gewerkschaften zur Kommunalwahl.

Am 1. Mai startet um 11 Uhr die Demo auf dem Platz der Alten Synagoge

Klaus Waluschewski, Organisationssekretär der DGB Region Dortmund-Hellweg, verspricht gutes Wetter für den 1. Mai 2025. Ab 11 Uhr beginnt die Demonstration am Theatervorplatz bzw. auf dem Platz der alten Synagoge. 2500 bis 3000 Teilnehmer:innen werden erwartet. Und 5000 Teilnehmer:innen würden es später im Westfalenpark sein, ist er sich sicher.

Klaus Waluschewski ist Organisationssekretär für die DGB-Region Dortmund-Hellweg. Foto: Helmut Sommer für Nordstadtblogger.de

Ab 12.15 Uhr beginnt dort auf einer großen Bühne der Programmpunkt „Gewerkschaften im Dialog“. Dortmunder Beschäftigte sind dann dort im Gespräch über Themen wir Tarifbindung und über gute Arbeit sowie soziale Sicherheit. „Wir wollen, dass sich mehr engagieren – im Betrieb, aber auch in der Gesellschaft. Aber das muss auch Spaß machen“, so Waschulewski.

Daher gibt es im Westfalenpark ein großes Kultur- und Familienfest. Neben den Gewerkschaften sind mehr als 50 andere Vereine und Verbände vertreten. Für den DGB ein deutlicher Hinweis für die Attraktivität der Veranstaltung. Das Angebot zum Austausch wird abgerundet mit vielen Aktionen für Kids und natürlich ist für das leibliche Wohl gesorgt.

Vor 139 Jahren begann die Tradition mit dem Streik für den Acht-Stunden-Tag. Mit dem Hinweis, dass dieser heute wieder Thema ist und dass es eine neue Härte bei den Tarifpartnern gibt, wirbt Ulrike Hölter noch einmal für das Motto. „Mach dich stark mit uns – gehen wir gemeinsam am 1.Mai auf die Straße, für eine gerechte Arbeitswelt.“


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Reaktionen

  1. ulrich Sander, DGB und verdi seit 1958

    Eine Erklärung von Gewerkschaftern um Horst Schmitthenner, Ex-IG Metall Vorstand) lautet u.a.: ‚CDU/CSU, SPD und Grüne haben gemeinsam das Grundgesetz geändert, um künftig alle Militärausgaben oberhalb von einem Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus den Begrenzungen der Schuldenbremse auszunehmen. Sie wollen massiv aufrüsten, in der Höhe und zeitlich unbegrenzt mit Schulden finanziert. Es geht um viele Hunderte Milliarden Euro. Die EU ist ebenso vom Hochrüstungswahn erfasst und treibt ihn mit ihrem neuen Weißbuch „European Defence Readiness 2030“ aktiv voran. Sie will sich auf die angebliche ‚Möglichkeit eines großangelegten Krieges mit Russland vorbereiten‘, schreibt dpa. Begründet wird das alles mit der Verschwörungstheorie, dass Russland nach der Ukraine dann die EU überfallen wolle, und dass die USA nichts dagegen tun würden, weil Trump ja geradezu auf Putins Seite übergelaufen sei. Zwar ist das eine schwachsinniger als das andere, aber das hindert angebliche ‚Experten‘, Politiker und Massenmedien nicht, der Bevölkerung diese Propaganda täglich einzuhämmern. Und allzu viele glauben es und plappern es nach. – Von den Gewerkschaften gibt es keinerlei Widerstand gegen diese Politik, die nicht nur die Gefahr eines alles zerstörenden Krieges enorm erhöht, sondern auch Ressourcen, Arbeitskraft und Geld verschwendet, die dringend für den Sozialstaats gebraucht würden. Stattdessen unterwerfen sie sich immer mehr der herrschenden Militarisierung und Kriegspolitik. Auch in den Gewerkschaften ist kritisches Denken offenbar nicht mehr sehr verbreitet.‘ – Soweit die Erklärung von Kollegen Horst Schmitthenner (Ex-IG Metall-Vorstand) und anderen. Helfen wir alle mit, kritisches antimilitaristisches Denken zu verbreiten – und zu handeln! Nie wieder Krieg – nie wieder Faschismus.“
    – Gesamttext des Appells zur Änderung der Gewerkschaftspolitik hier: https://gewerkschaften-gegen-aufruestung.de/wp-content/uploads/2025/03/NEIN_zu_Hochruestung_und_Kriegsvorbereitung_Flyer.pdf.

  2. Heraus zum 1. Mai – Aufruf von Dortmund Solidarisch (PM)

    Rechtsradikale Bewegungen erleben weltweit eine Renaissance. Anstatt dieser Entwicklung entschieden entgegenzutreten, reichen Teile der selbsternannten „Mitte der Gesellschaft“ den aufkommenden Rechtsradikalen die Hand. Noch vor der Bundestagswahl brachte der zukünftige Bundeskanzler Friedrich Merz für eine gemeinsame Abstimmung mit der AfD die Bundestagsfraktionen von CDU/CSU und FDP nahezu geschlossen hinter sich. Der als zukünftiger Fraktions-Chef der Unionsparteien gehandelte Jens Spahn möchte derweil die sogenannte „Brandmauer“ zu den Rechtsradikalen gleich vollständig einreißen und diese damit endgültig parlamentarisch und gesellschaftlich normalisieren. Trotz der fehlenden Distanz zur AfD geht die CDU als Wahlsieger aus den Bundestagswahlen hervor.

    Eine der Ursachen dieses gesellschaftlichen Rechtsrucks liegt in den enttäuschten Hoffnungen an Wohlstand und Gleichheit in der Gesellschaft. Viele Menschen merken, dass sie den Klassenaufstieg auch in der nächsten Generation nicht schaffen werden. Das eigentlich wohlsituierte Bürgertum hat Angst vor einer Deklassierung und dem Verlust von Eigentum und Status. Statistisch lässt sich das kapitalistische Missverhältnis anhand der Eigentumsverteilung ablesen: In Deutschland besitzen einige wenige tausend Superreiche fast ein Viertel des deutschen Gesamtvermögens. Dem gegenüber steht eine nahezu eigentumslose Mehrheitsgesellschaft. Dass sich dieser Trend wohl mit der neuen Regierungskoalition fortsetzen wird, lassen der Koalitionsvertrag und die kürzlich bekannt gewordene Liste der CDU Minister:innen erwarten. Geschenke für Unternehmen stehen z.B. mehr Sanktionen für Arbeitssuchende und einer fehlenden Erhöhung des Mindeslohns gegenüber.

    Und anstatt sich gegen die Ursachen der Enttäuschung zu stellen, erklären große Teile der Gesellschaft mit Rückenwind der AfD Abschiebungen und eine weitere Beschränkung des rechts auf Asyl zur Lösung des Problems. Linke, sozialdemokratische oder grüne Bewegungen, die andere Erklärungsmodelle entgegensetzen werden mal verlacht, mal zum Feind des „einfachen Mannes“ erklärt. Die schon fast alternativlosen Forderungen nach mehr Solidarität und Arbeitnehmer:innenschutz, Regulierung von Konzernen und einer Einschränkung des Raubbaus an unser Umwelt und der Klimaschutz werden zum Feindbild der rechten Propaganda erhoben. Dabei handelt ein Großteil der AfD-Anhänger:innen, Brexitiers und Trumppist:innen gegen ihre eigenen Interessen. Analysen des Wahlprogramms der AfD zeigen immer wieder: die Niedrigverdienenden werden gerade unter der AfD keinen ökonomischen Aufstieg erleben. Im Gegenteil sind sie es, die den entstandenen gesellschaftlichen Schaden zahlen werden müssen und unter den Folgen leiden werden, während sich Autokrat:innen bereichern und ihre Macht weiter ausbauen und die gesellschaftlichen Klassenunterschiede immer größer werden. Und auch auf gesamtgesellschaftlicher Ebene wird eine Ellebogengesellschaft herbeibgeschworen, in der beispielsweise private aktienbasierte Rente anstelle eines Solidarsystem bevorzugt und der auf Eigentum basierende Individualverkehr gegenüber dem öffentlichen Nahverkehr überwiegt.

    Aber es hilft nicht die aktuellen Entwicklungen wie einen Unfall in Zeitlupe zu beobachten. Wir dürfen uns nicht einreden lassen, dass wir hilflos sind und nicht eingreifen können. Diese Entwicklungen sind kein Unfall, sondern eine gezielte politische Strategie, Demokratien in autoritäre Staaten zu transformieren, in denen sich dann wenige bereichern und die Mehrheit ein schlechteres Leben führt.

    Wir können dagegen ankämpfen, in dem wir solidarische Strukturen wie Gewerkschaften stärken und sie vor Angriffen der Rechten verteidigen. Indem wir die rechten Akteur:innen und ihre Strategien benennen. Indem wir den Kapitalismus als Wurzel des Ganzen benennen und uns nicht mit kleinen Scheinlösungen zufrieden geben.

    Raus zum 1. Mai – Stehen wir zusammen für die Arbeitnehmer:innen-Rechte und gegen den Rechtsruck.

    11 Uhr startet am Theatervorplatz / Dem Platz der alten Synagoge der Demonstrationszug in Dortmund zum Westfalenpark. (organisiert vom DGB)

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