
Bereits zum neunten Mal präsentiert das Musikvideokino Songs auf der großen Leinwand. Die aktuelle Ausgabe startet am 28. November 2025 um 20 Uhr im Lichtspielhaus Roxy an der Münsterstraße. Im Interview verraten die Initiatoren David Bartelt und Alessandro De Luca mehr zur Veranstaltung.
Musikvideos: Braucht die noch jemand?
Die Geschichte ist ebenso bekannt wie bezeichnend: Das erste Video, das 1981 auf dem Sender MTV ausgestrahlt wurde, war „Video Killed the Radio Star“ von den Buggles. Knapp 45 Jahre später und der Gedanke drängt sich auf, dass ein Remake des Songs wohl „Streaming Killed the Video Star“ heißen müsste.

Sind Musikvideos im der Spotify-Ära überhaupt noch ein lebendiges Medium? Die Veranstalter des Musikvideokinos David Bartelt von der Band „Das große Los“ und Alessandro De Luca von „The Pighounds“ haben dazu eine klare Meinung.
Bartelt: „Durch das Video gewinnt die Musik eine weitere Ebene. Das Künstlerische und all die Arbeit, die in jedem Song steckt, bekommen so einen adäquaten Raum. Es ist quasi ein Statement gegen die Schnelllebigkeit, unter der Musik heute oft leidet.“
De Luca ergänzt: „Außerdem steckt in jedem guten Song eine Geschichte und die kann durch ein Video nochmal deutlich eindrucksvoller erzählt werden. Deshalb passen Musikvideos und Kino auch so gut zusammen. Große Story, große Leinwand.“ ___STEADY_PAYWALL___
Noch einmal zurück auf Anfang: Rewind, Play-Taste…
Dortmund im Herbst 2022, die gröbste Pandemiezeit hatte die Welt überstanden. Zwei Jahre Lockdown hatten vor allem die Kulturschaffenden hart getroffen. Bartelt und De Luca saßen im Subrosa und sponnen Gedanken: Die Menschen müssen wieder rauskommen, gemeinsam etwas erleben – und Musiker:innen brauchen dringend mehr Aufmerksamkeit, sonst ist bald endgültig Schicht im tonalen Schacht.

Aus diesen Impulsen entstand die Idee für das Musikvideokino Dortmund: Musikvideos lokaler und regionaler Künstler:innen dahin bringen, wo sie nur selten zu sehen sind: auf den Silver Screen im Kinosaal.
Das Kulturbüro half im Rahmen des Programms „Dortmund macht lauter“ bei der Finanzierung, in der Schauburg fand sich das erste Lichtspielhaus als Partner, bei der Technik gab es Starthilfe durch die Filmschmiede „Lost Tape“ aus Unna.
Bartelt erinnert sich: „Anfangs hatte wir gar keine Ahnung, was da auf uns zukommen würde. Wie kleine Kinder haben wir ehrfürchtig vor dem Projektor im Kino gestanden und wahrscheinlich alle mit unseren Fragen genervt.“
Dennoch: Das Pilotprojekt im Oktober 2023 wurde zum Erfolg. Inzwischen ist das Musikvideokino fester Bestandteil der Dortmunder Kulturszene. Ihren endgültigen Ritterschlag erhielt die Veranstaltung im September 2025: Als Teil der Dortmunder Museumsnacht wurde das Kino im U-Turm zur großen Bühne für die achte Ausgabe des Events.
Mehr als Videogucken: 120 Minuten Programm
Der nächste Termin für das Musikvideokino ist der 28. November 2025. Diesmal öffnet das Roxy seine Pforten. Der Einlass beginnt um 19:30 Uhr, ab 20:00 Uhr heißt es dann: „Film ab!“. Gute 120 Minuten Programm inklusive Interviews und Pause haben De Luca und Bartelt für die Besuchenden zusammengestellt.

Dabei ist ein Abend im Musikvideokino deutlich abwechslungsreicher als zwei Stunden vor der Glotze. Jedes Video ist kuratiert und moderiert. Es gibt Hintergrundinformationen zu den Clips, zwischendurch auch immer wieder Open Stages und Interviews mit Musikerinnen, Filmern und Kreativen.
Ebenso vielfältig ist die Auswahl der Musik. Grenzen zwischen den Genres gibt es ebenso wenig wie den Ursprungsorten der Musik. Indie und Pop sind genauso vertreten wie Underground und Metal.
Die Acts stammen aus Dortmund, dem Umfeld, dem Rest der Republik und der ganzen Welt. Bis nach Brasilien haben De Luca und Bartelt ihre Fühler bereits ausgestreckt.
Bartelt erklärt: „Wir kontaktieren jede Künstlerin und jeden Künstler persönlich und fragen, ob wir das Video kostenlos zeigen dürfen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Nachwuchstalente oder bekannte Namen handelt. Auch die Jungs von Tocotronic haben von uns eine E-Mail bekommen. Bands wie Suzan Köcher‘s Suprafon oder Kadavar waren sogar so nett, uns direkt Clips zur Verfügung zu stellen.“
Allerdings geht es beim Musikvideokino nicht nur um Kunst, sondern auch ums Kennenlernen, Netzwerken und den Austausch zwischen Musiker:innen, Filmschaffenden und Gästen. Namhafte Vertreter:innen der Kulturszene sind regelmäßig vor Ort; die Gespräche nach der Show gehören mittlerweile genauso fest zum Programm wie die Videoclips selbst. Natürlich im Foyer des Kinos, oder – falls es intensiver wird – auch gerne in der nächsten Kneipe. Vom Roxy zum Subrosa ist es ja nur ein Katzensprung. Vorbeischauen lohnt sich also, der Eintritt ist frei.
Auf einen Blick
- Was: Dortmunder Musikvideokino
- Wo: Roxy Lichtspielhaus, Münsterstraße 95, Dortmund
- Wann: 28. November 2025, Einlass 19:30, Beginn 20:00
- Wieviel: Eintritt frei, Spenden willkommen, Getränke und Snacks vor Ort
Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!

