
Am 3. März 1925 wurde die Westfalenhalle AG gegründet. In ihrem Gesellschaftsvertrag hieß es, dass Gegenstand und Zweck des Unternehmens die Pflege und Förderung des Sports in allen seinen Zweigen seien. Zur Erreichung dieses Ziels sollten Veranstaltungen durchgeführt werden, die der Befriedigung des Bedürfnisses nach körperlicher Ertüchtigung und Erholung dienen. Dazu wurden Orte benötigt, die sich für die Austragung solcher Aktionen eigneten.
Sportpalast aus Stahl oder Holz?
Die Genehmigung zur Errichtung eines Sportpalaste hatte der Bezirksausschuss in Arnsberg bereits am 9. Dezember 1924 erteilt. Zu dem Zeitpunkt war über den Bauplatz noch kein Beschluss gefasst. Die endgültige Standort-Entscheidung fiel erst am 28. März 1925.

Zeitgleich wurde der Auftrag für das gewaltige Bauprojekt vergeben. Sowohl lokale, auf Stahlkonstruktionen spezialisierte Firmen, als auch solche, die mit Holz bauten, waren in Betracht gezogen worden.
Die Stadtverwaltung entschied sich schließlich für eine im Wesentlichen aus Holz zu errichtende Halle. Man begründete den Beschluss mit einem Gutachten, das dem Holz eine ästhetischere Wirkung und bessere Akustik zusprach. Natürlich spielten auch die Baukosten eine bedeutende Rolle.
Spezialfirma aus Breslau erhielt den Auftrag
Man war sich im Klaren darüber, dass der Bau der Riesenhalle viele Herausforderungen für das Bauunternehmen brachte. So mussten Spannweiten überbrückt werden, wie sie bisher noch nie konstruiert worden waren. Als Bauunternehmen kam daher nur eine Spezial-Holzbaufirma in Frage.
Der Bau der Westfalenhalle wurde an die Bauunternehmung Carl Tuchscherer AG aus Breslau vergeben. Das Unternehmen besaß ein Patent zur Errichtung von Hallen großer Ausmaße. Zu ihren Werken gehörte die neue Radiohalle in Berlin sowie Ausstellungshallen in Breslau und Köln. Sie hatte auch die Ausführung eines Hallen-Neubaus in Gelsenkirchen übertragen bekommen.
Ärger um die Auftragsvergabe
Tuchscherer wurde verpflichtet, wo immer möglich Dortmunder Handwerker und Arbeiter zu den Bauarbeiten heranzuziehen. Diese Verpflichtung beruhigte die bei der Auftragsvergabe nicht berücksichtigte und deshalb verärgerte lokale Bauindustrie keineswegs.

Kritisiert wurde, dass ein Bauprojekt im Wert von zwei Millionen Mark unter Umgehung der Stadtverordneten-Versammlung nur durch einen Stadtrat vergeben worden war. Die Verärgerung war so groß, dass die ersten Eisenbahnwaggons mit Geräten und Material der Tuchscherer AG zurückgeschickt wurden.
Erster Spatenstich erfolgte direkt nach dem Osterfest
Am 14. April 1925, das war der Dienstag nach Ostern, erfolgte der erste Spatenstich für die Westfalenhalle. Zu dem Zeitpunkt war lediglich das hölzerne Baubüro fertiggestellt.
Die eigentliche Baumaßnahme war gewaltig. Schließlich sollte eine Halle errichtet werden, die durch ihre Ausmaße alle bekannten Hallen übertraf. 6.000 Sitzplätze sollten wie in einem Amphitheater angeordnet werden, 4.500 weitere Sitzplätze konnten bei Bedarf durch Bestuhlung des Rings entstehen. Dazu waren noch 1.500 Stehplätze vorgesehen.

Der Zeitungsleser erfuhr, dass der umbaute Raum der Halle rund 180.000 Kubikmeter betrug. An Material wurden rund drei Millionen Ziegelsteine, 700 Tonnen Zement, 300 Tonnen Eisen und 3.000 Kubikmeter Holz benötigt.
Gebaut wurde nicht allein die große Halle, sondern auch eine Vorhalle mit dem Haupteingang, Restaurant, Büroräume, Festsaal und Wirtschaftsräume, ferner eine Reithalle von 26 x 30 Metern und Stallungen für bis zu 150 Pferde.
Rasantes Tempo bei den Arbeiten
Erstaunlich war das Tempo, in dem die Bauarbeiten durchgeführt wurden. Zwischen dem ersten Spatenstich am 14. April und der Eröffnung der Halle am 28. November lagen gerade einmal siebeneinhalb Monate! Deshalb waren quasi täglich Fortschritte an der Baustelle zu beobachten. Da verwundert es, dass die Tagespresse davon wenig Notiz nahm.

Zu den unerfreulichen Ereignissen während des Baus der Westfalenhalle gehörten schwere Arbeitsunfälle. So brach Ende September ein Gerüst zusammen, auf dem Stuckkateure beschäftigt waren. Drei Personen zogen sich schwere Verletzungen zu. Wenige Tage vor der Eröffnung stürzten zwei Leitern mit Anstreichern um. Einer der Männer starb, der andere wurde schwer verletzt.
Erste Veranstaltung schon vor der Eröffnung
Ende Oktober /Anfang November drohte ein Streik im Baugewerbe. Dadurch hätte die Fertigstellung und Einweihung der Westfalenhalle verzögert werden können. Die Tuchscherer AG unterbrach die Arbeiten aber nicht, da eine Konventionalstrafe drohte.
Die erste Veranstaltung in der Westfalenhalle war eine Hengstkörung. Sie fand schon vor der offiziellen Eröffnung am 11. November 1925 statt. Die feierliche Einweihung der Westfalenhalle wurde dann am 28. November 1925 begangen.

Die erste Westfalenhalle wurde nicht einmal zwanzig Jahre alt. Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs wurde sie in der Nacht vom 22. auf den 23. Mai 1944 durch Brandbomben zerstört.
Tuchscherer AG wurde 1926 liquidiert
Die Bauunternehmung Carl Tuchscherer AG aus Breslau wurde bereits 1926 unter Geschäftsaufsicht gestellt. Die wirtschaftliche Schieflage, in die sie geraten war, stand nicht im Zusammenhang mit dem Bau der Westfalenhalle. Der Grund dafür waren vielmehr Verbindlichkeiten aus früheren Jahren. Sie führten zur Liquidation des Unternehmens.

Dortmunder Baufirmen, die für Tuchscherer an der Westfalenhalle gearbeitet hatten, drohten in Mitleidenschaft gezogen zu werden, da sie noch Restforderungen an Tuchscherer hatten. Sie sollten nur 30 % ihrer Forderungen erhalten. Die Westfalenhalle AG versuchte aber, die Firmen schadlos zu halten.
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