Irrfahrten des Alltags: Tomasz Thun auf den Spuren des Seefahrers und Helden Odysseus

Die Ausstellung im HANS B ist noch bis zum 22. November 2025 zu sehen

Blick in die Ausstellung „Die Abenteuer und Irrfahrten des Seefahrers und Helden Odysseus“ von Tomasz Thun. Sie ist noch bis zum 22. November im HANS B zu sehen. Gerd Schmedes

Eine neue Ausstellung im HANS B begibt sich auf die Spuren des Odysseus. Der Dortmunder Künstler Tomasz Thun nimmt dessen Abenteuer und Irrfahren zum Anlass für seine Malerei, Installationen und Objekte. Eine wilde Reise, die uns über Duisburg Hauptbahnhof bis in den Hades führt. 

„Die Mythen dienen den Menschen auch als Erklärung“

Vor 33 Jahren hat Tomasz Thun sein Diplom gemacht – damals, so erinnert erst sich, ging es um Ödipus. Die griechischen Mythen haben es dem Dortmunder Maler, Vasen-Sammler und Designer angetan. Seine aktuelle Ausstellung widmet er dem Helden Odysseus.

Tomasz Thun bei der Eröffnung seiner Ausstellung. Gerd Schmedes

„Beide eint ein furchtbares Schicksal“, findet Thun und wenn er dann ins Erzählen kommt, gehen die Geschichten auch mal mit ihm durch und die roten Fäden durcheinander.___STEADY_PAYWALL___

Aber es sind ja auch die ganz großen Geschichten, die hier erzählt werden wollen – Geschichten von umwälzenden Transformationsprozessen, von Götterwelten und dem Umgang mit dem eigenen Schicksal: „Die Mythen sind Bilder solcher Verwandlungen und sie dienen den Menschen auch als Erklärung“, so Thun. 

Vielfältige Assoziationen und Humor bis in die Unterwelt

Der kleine Ausstellungsraum ist prall gefüllt – Signalleuchten blinken, ein kleines Holzpferd auf dem Boden weckt erste Erinnerungen an den Kampf um Troja, zwei Ruder und ein Erste-Hilfe-Koffer stehen an der Wand.

Fundstücke in der Ausstellung Gerd Schmedes

Gehört der Koffer auch zu Odysseus? Bei Tomazs Thun weiß man nie so recht – die Assoziationen sind vielfältig und er hat Humor, nimmt sich und den Kunstbetrieb nicht so ernst. Vieles ist bei ihm möglich.

Da ist zum Beispiel die Geschichte vom einäugigen Zyklopen, den Odysseus blendet, um ihm zu entfliehen. Odysseus hat sich dem Riesen zuvor als „Niemand“ vorgestellt – ein Trick, der seine Verfolgung nahezu unmöglich macht. Frage: Wer war das? Antwort: Niemand.

Thun stellt dem Mythos den Hinweis auf eine Augenarztpraxis und das Filmplakat von „Mein Name sei Nobody“ zu Seite. Titelheld Terence Hill lacht uns an.

So geht es munter weiter bis in den Keller – hier auch Hades genannt. In Thuns Unterwelt finden sich u.a. Bergbau-Fundstücke und ein Foto seiner Mutter. 

Eine Malerei irgendwo zwischen Stillleben und Portrait

Fast ein wenig im Gegensatz zu dem mythischen Chaos steht seine überaus präzise Malerei. An den Wänden und auf dem Tisch ausgelegt zeigt Thun zahlreiche Bilder von Containern. Genauer gesagt handelt es sich um „Mulden“, eine Containerform, wie sie häufig in Innenstädten zu finden ist. Gemacht für kleinere Mengen Abfall, häufig Bauschutt oder auch Sperrmüll. 

Ein Container mit Geschichte. (Ausschnitt Malerei Tomasz Thun) Daniela Berglehn | Nordstadtblogger

„Wie die Mythen der Antike sind diese Container für mich Zeichen des Übergangs“, erzählt Thun. Er sieht sie als Symbole für Veränderungen in unserem Leben. Jemand zieht aus, jemand baut um, „die Container sind stumme Zeugen solcher Prozesse am Straßenrand.“

Blau, grau, gelb, orange – die kleine Containerwelt ist bunt und auch formal vielfältig. Ihre Schrammen, Aufkleber, Nummern und Buchstaben sind wie Chiffren auf der Oberfläche, die von ihren Reisen berichten.

Thun widmet ihnen seine ganze Aufmerksamkeit, lenkt den Fokus liebevoll auf Details und erzählt mit wenigen Pinselstrichen ganze Geschichten. Eine Malerei irgendwo zwischen Stillleben und Portrait. 

Auf Irrfahrt mit dem Bus nach Duisburg

Auch vor dem Ausstellungsraum an der Hansastraße steht eine solche Mulde. Sie ist blau. Beim Reingehen fällt sie vielleicht nicht auf, beim Rausgehen allerdings fragt man sich, wie man sie und all die anderen im Stadtbild vorher nur übersehen konnte.

Ist das Kunst oder kann das weg? Der kleine Container vor dem HANS B ist eine Leihgabe der Firma Kamrath und dient als Projektionsfläche. Gerd Schmedes

Am Eröffnungsabend läuft hier die Projektion „Tsunami“ eines Künstlerkollegen. So deutet sich bereits draußen die Verschränkung der Containerreisen mit denen des Odysseus an. 

„Mein Dank für den Container geht an Markus Kamrath“, so Thun. „Ehrlich, es war mit das Schwerste an dieser Ausstellung für den Container einen Parkplatz auf der Hansastraße zu organisieren.“

Noch bis zum 22. November kann man Thun im HANS B besuchen und die Container-Welt erkunden. Er freut sich über Gäste und erzählt auch gern weitere Abenteuer, sei es die des Odysseus oder die seiner eigenen Irrfahrt mit dem Bus nach Duisburg – den Homer und eine Thermoskanne immer dabei. 

Ausstellung bis 22. November 2025. Geöffnet Donnerstag und Freitag: 17.00 bis 20.00 Uhr, Samstag: 15.00 bis 18.00 Uhr; HANS B, Hansastraße 6-10, 44135 Dortmund 

Plakativ: Containerbild mit Absperrband (Ausschnitt, Tomasz Thun) Daniela Berglehn | Nordstadtblogger

Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!

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