
Endspurt bei den Kommunalwahlen in Dortmund: Am kommenden Sonntag (28. September 2025) wird wird sich entscheiden, ob der amtierende Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD) im Amt bleibt oder ob er seinen Schreibtisch für seinen Herausforderer Alexander Kalouti (CDU) räumen muss. Die Nordstadtblogger Alex Völkel und Lukas Pazzini haben in einer Spezialausgabe des Systemfehler-Podcasts „Beef im Bunker“ mit den beiden über die drängendsten Fragen für die Dortmunderinnen und Dortmunder diskutiert.
Wirtschaftliche Entwicklung braucht Flächen
Zuerst ging es um die heimische Wirtschaft. Dortmunds Wirtschaft liegt beim Thema Wachstum über dem Landesdurchschnitt, stößt aber vermehrt auf das Problem, dass perspektivisch nicht mehr genügend Wirtschaftsflächen zur Verfügung stehen. Westphal verwies darauf, dass es viele Flächen gebe, die bereits in Planung sind – zum Beispiel die Speicherstraße -, Beispiele wie der Standort Phönix-See, an dem sich 200 Unternehmen angesiedelt haben, zeigten, dass solche attraktiven Gewerbegebiete durchaus Erfolg haben können. ___STEADY_PAYWALL___

Alexander Kalouti möchte darauf setzen, mehr Unternehmen nach Dortmund zu holen. Dafür soll die Dortmunder Wirtschaftsförderung landesweite und internationale Kontakte weiter ausbauen, um Unternehmen und damit auch Einnahmen für die Stadt nach Dortmund zu bekommen.
Für beide Kandidaten spielte gut bezahlte Arbeit eine essentielle Rolle. Für Westphal war es wichtig festzuhalten, dass nicht zu viele Arbeitsplätze von einer Branche – zum Beispiel der Logistik – abhängig sind, sondern Diversität herrscht. Kalouti möchte vor allem Dortmund zu einem Standort für Künstliche Intelligenz machen.
Neuer Stadtteil Lösung für Wohnungsnot?
„Wir brauchen alles“, erklärte der OB-Kandidat der CDU, wenn es um die Frage nach mehr Wohnraum geht. Alles meint hier: Nachverdichtung bei den Gebäuden, Aufstockung und die Umwandlung von Bürofläche in der Innenstadt zu Wohnflächen.

Damit könnte auch der Verödung der Innenstadt entgegengewirkt werden, meint Kalouti. OB Thomas Westphal machte sich für einen von ihm in die Diskussion eingebrachten Vorschlag stark, einen neuen Stadtteil zu realisieren.
Hier wäre der Vorteil, dass „nicht um Bestehendes herumgeplant“ werden muss, sondern von Anfang an alles neu geplant werden könnte: von Parkplätzen über Grünflächen bis zu Spielplätzen. Da die Stadt immer weiter wächst, sah Westphal die Diskussion um diesen Vorschlag als Priorität für den nächsten Rat an.
Zweiter Drogenkonsumraum gebraucht – aber wo?
Ein Thema, das den Kommunalwahlkampf 2025 dominiert hat, war das Thema um Drogenkonsum und Obdachlosigkeit in der City. Kalouti hatte sich hier immer wieder für die Treibstraße als neuen Standort für den Drogenkonsumraum stark gemacht. Der Standort wurde allerdings vom Rat der Stadt Dortmund und von mehreren Expert:innen als ungeeignet bewertet.

Kalouti hielt trotzdem daran fest: „Die Ratsmitglieder werden sich der Macht des Faktischen beugen müssen“, da die Bevölkerung in Dortmund sich bei diesem Thema eine Lösung fordere, die mit der Treibstraße möglich aus Kaloutis Sicht gegeben sei.
In der anschließenden Diskussion warf der Herausforderer Kalouti OB Westphal Versagen in dieser Thematik vor: „Sie haben nicht gehandelt.“ Westphal verwies darauf, einen Sonderstab zu diesem Thema eingerichtet zu haben und warf seinerseits vor, dass Kalouti die Erfolge nicht wahrnehmen wolle und selber keine Lösungsvorschläge habe.
Klima weiterhin auf der Tagesordnung
Erstaunlich ruhig ging es in diesem Wahlkampf in Bezug auf das Thema Klimawandel und Klimaanpassung zu: „Das ist weiterhin eine wesentliche Aufgabe von uns allen“, bekräftigte Westphal und verwies darauf, dass sich in den letzten fünf Jahren viel getan habe. So habe die Stadt Dortmund als eine der ersten Kommunen eine kommunale Wärmeplanung vorgelegt und damit einen wichtigen Schritt Richtung Klimaneutralität getan – der die Stadt allerdings ordentlich Geld kosten dürfte.

Kalouti nannte das Thema auch extrem wichtig und erklärte, dass das Thema für „alle anderen Themen das Fundament“ bilde. Ein wesentlicher Faktor sei hierbei, den ÖPNV auszubauen, sodass er für alle Bürger:innen attraktiv und sicher genug ist.
In Bezug auf das Ziel, 2035 die Klimaneutralität zu erreichen, äußerten sich beide skeptisch. „Wir müssen da konkrete Schritte machen, wo wir dann hinkommen, werden wir als Stadt sehen“, so Westphal. „Wir müssen uns den Realitäten anpassen“, ließ Kalouti auch hier verlauten. Vor allem sei es wichtig, die Klimaneutralität wirtschafts- und sozialverträglich zu erreichen.
Von verunglückten Aussagen und Kampagnen
Am Wahlabend am 14. September nannte OB Thomas Westphal seinen parteilosen Herausforderer Martin Cremer ein „Gespenst aus dem Süden mit dem Geldadel jetzt wieder nach Hause fährt“ und bezeichnete Cremers Umfeld als „offen rassistisch und rechtsextrem“. Für diese Aussage entschuldigte sich Westphal mehrmals. Auf die Frage hin, ob ihm diese Entschuldigung jetzt mehr genutzt oder geschadet hätte, erklärte er nur kurz: „Ich glaube, ich habe da jetzt alles zu gesagt.“

Im Rückblick auf den Wahlkampf fiel auf, dass von Seiten der Dortmunder Tageszeitung Ruhrnachrichten offen Stimmung im Wahlkampf gemacht worden ist. CDU-Kandidat Kalouti findet dazu deutlich Worte: Diese Art des Journalismus erinnere ihn an Alfred Hugenberg – einen Zeitungsmogul aus der Weimarer Republik, der sich dadurch auszeichnete, die Nationalsozialisten hochgeschrieben zu haben.
„Wenn ein Chefredakteur schreibt, die Brandmauer muss fallen“ und damit eine rechtsextreme Partei salonfähig gemacht werde, sei das „gefährlich“, so Kalouti. Der Entwicklung, dass es immer weniger Medienangebote gibt, sah Kalouti mit Sorge.
Kein Stadtrat ohne stabile Mehrheiten
Der nächste Stadtrat ist so groß und bunt wie nie: 104 Stadträt:innen werden künftig hier sitzen – die Zahl könnte sogar noch steigen (Nordstadtblogger berichtete). Wie sollen da künftig Mehrheiten organisiert werden? Die Fraktionen werden einen Weg finden, war sich OB Westphal sicher.

Wichtig sei es, in den nächsten Jahren für wichtige Projekte, wie den Neubau von vier Dortmunder Schulen, Mehrheiten im Rat zu haben. „Der nächste Rat braucht stabile Mehrheiten, das muss jetzt geklärt werden“, so Westphal.
Kalouti sah den Weg zu Mehrheiten im neuen Rat als „völlig offen“ an. Ferner sei es so, dass sich auf kommunaler Ebene die Themen ihre eigenen Mehrheiten finden. Das zwinge die kommunalen Parteien in eine permanente Kommunikation, um das Beste für die Stadt zu erreichen. Die Brandmauer zur AfD bekräftigten Kalouti als auch Westphal.
Anm.d.Red.: Am 28. September steht die Stichwahl an. Die erste Runde der OB-Wahl und aktuelle Umfragen zeigen, dass es sehr knapp werden könnte. Deshalb: Schaut euch unseren Podcast an, trefft die für euch richtige Entscheidung und geht am Sonntag wählen!
Hier geht es zum Podcast auf LETSCAST.FM: LINK
Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!
Mehr auf dazu auf Nordstadtblogger:
Thomas Westphal (SPD) und Alexander Kalouti (CDU) stehen in Dortmund in der OB-Stichwahl
Sonntag ist Stichwahl des Oberbürgermeisters in Dortmund: Alle wichtigen Infos zur Briefwahl