Ein Raum fürs Ankommen: Das Sprachcafé von „Projekt Ankommen“ feiert zehnten Geburtstag

Die Idee entstand 2014 im Zuge der sogenannten Flüchtlingswelle

Viele Personen sitzen am Tisch im Sprachcafe
Seit zehn Jahren ein Treffpunkt für Menschen aus aller Welt: Das Sprachcafe Foto: Ava Nalin Hussein für Nordstadtblogger

Ein entspannter Dienstagabend in der Güntherstraße: Bei Tee und kleinen Snacks erwacht das Sprachcafé durch lebhafte Gespräche zum Leben. Das Angebot, sich zu setzen und über den Alltag zu sprechen, richtet sich an geflüchtete Menschen sowie an alle, die sich engagieren möchten. Es findet zweimal im Monat statt, an jedem ersten und dritten Dienstag des Monats, jeweils von 19 bis 22 Uhr.

Das Sprachcafé: Eine Idee wird Realität

Alle Teilnehmer:innen des Sprachcafés tragen ein Namensschild und stellen sich am Anfang kurz vor. Es wird gemeinsam gegessen, getrunken, gelacht und geredet. Einige bringen ein Vokabelheft mit, um neue Wörter zu notieren oder Fragen zu klären. Die Atmosphäre ist herzlich und familiär. Die Idee entstand bereits 2014 im Zuge der sogenannten „Flüchtlingswelle“. Susanne Requardt, eine der Mitgründer:innen, gab damals Deutschkurse für Geflüchtete.

Der Flyer für das Sprachcafe
Wichtige Informationen für zukünftige Teilnehmer :innen Projekt Ankommen

„Die Menschen hatten außerhalb der Kurse kaum Möglichkeiten, sich auf Deutsch mit anderen auszutauschen“, erzählt sie. Daraus entstand die Vision eines offenen Begegnungsraums, das Konzept des Sprachcafés, das 2015 umgesetzt wurde.

„Wir haben teilweise die Menschen direkt aus den Flüchtlingsunterkünften abgeholt. Am Anfang war der Raum brechend voll, bis zu 50 Personen nahmen teil“. Es kamen Menschen aus vielen Herkunftsländern, darunter Syrien, Irak, Afghanistan und die Balkanregion.

Viele ehemaligen Teilnehmer:innen sind heute selbst aktiv: Maisam Al Shall aus dem Libanon kam vor einigen Jahren zum Sprachcafé. „Der Austausch mit anderen hat geholfen, die Sprache zu lernen. Ich habe nie einen Deutschkurs besucht“, sagte sie. Heute gibt sie bei Projekt Ankommen selbst einen Sprachkurs, für Menschen über 50 Jahre.

Auch Anas Al Fakhouri aus Syrien, kam 2016 zum ersten Mal durch Freunde in das Sprachcafé. „Hier hat man sich nicht nur unterhalten, sondern auch Freundschaften geknüpft.“ Inzwischen arbeitet er in der IT-Branche und unterstützt das Sprachcafé bei technischen Fragen.

Corona Pandemie: Herausforderungen und Neuanfänge

Der Flyer vom Sprachcafe für das 10 Jährige Jubiläum
Für jeden der das 10 Jährige Jubiläum mitfeiern möchte. Foto: Projekt Ankommen

Mit Beginn der Corona Pandemie im Jahr 2020 geriet das Sprachcafé vorübergehend ins Stocken: „Durch die Pandemie und all damit verbundenen Maßnahmen kam niemand mehr. Manchmal saßen wir Ehrenamtlichen allein im Raum und warteten, ob überhaupt jemand kommt“, erinnert sich Susanne Requardt.

Bis dahin wurde das Projekt von der Caritas gefördert, doch die Pandemie erschwerte die weitere Finanzierung. Seit dem Frühjahr 2020 wird das Sprachcafé unter dem Dach von Projekt Ankommen e.V. weitergeführt.

2022, zu Beginn des Ukraine-Kriegs, wuchs die Hoffnung auf eine Wiederbelebung: „Damals dachten wir, dass Ukrainer:innen neues Leben ins Café bringen. Aber in der Anfangszeit kam niemand. Etwa nach einem Jahr sind einige gekommen“, berichtet Susanne Requardt. Inzwischen nehmen auch viel mehr Ukrainer:innen regelmäßig teil. „Ich kann hier oft und in Ruhe über meinen Alltag sprechen. Ich bin gerne hier“, erzählt Roman, ein Teilnehmer.

Projekt Ankommen: Engagement, das ankommt

Wer ist der Träger des Sprachcafés? Das „Projekt Ankommen e.V.“ wurde im April 2015 aus der Zivilgesellschaft heraus gegründet, als Reaktion auf die hohen Zahl an Flüchtenden aus Syrien, dem Irak und Afghanistan. Einer der zentralen Akteur:innen der Initiative ist Nahid Farshi. Sie war Jahre lang Vorsitzende des Vereins und ist selbst aus dem Iran geflüchtet. Bereits lang vor der Gründung engagierte sie sich für geflüchtete Menschen.

Willkommensfest

Zu den ersten Hilfemaßnahmen des Vereins gehörten die Begleitungen zu Behördengängen, Unterstützung bei der Wohnungssuche sowie praktische Hilfe bei Umzügen. Heute konzentriert sich Projekt Ankommen auf andere zentrale Unterstützungsangebote: Gesundheits- und Sozialberatung, Arbeitsvermittlung, Nachhilfe für Schüler:innen und Deutschkurse.

Bereits im April 2025 feiert Projekt Ankommen sein zehnjähriges Bestehen mit einer Jubiläumsfeier. Doch auch das Sprachcafé wird dieses Jahr zehn Jahre alt und feiert am 19. August 2025, von 16 bis 22 Uhr, sein Jubiläum mit buntem Programm.

Am 31. August folgt dann das Willkommensfest des „Projekt Ankommen e.V.“: Von 14 bis 18 Uhr findet das Fest für geflüchtete Menschen, Freunde und Interessierte auf dem Schulhof von Adams Corner statt.

Mehr zum Jubiläum gibt es hier: INSTAGRAM


Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!

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