
Die freie Tanz- und Theaterszene Dortmund präsentiert sich vom 9. bis 12. Oktober 2025. Das „szene machen! Festival“ steht an und bietet vier Tage Kunst, Performances, Musik und Austausch an unterschiedlichen Spielorten in der ganzen Stadt. Es geht um die ganz großen Themen: Leben, Arbeit und die Liebe – und um alles dazwischen.
„Normen, soziale Gefüge, Identitäten sind fluide geworden“
Unter dem Titel liquid ≈ life work love (soviel wie: flüssig, entspricht Leben, Arbeit, Liebe) haben Jonas Leifert und Sophie Stroux das Festival-Programm 2025 entwickelt.

„Der Titel ist inspiriert von den Arbeiten des Soziologen und Philosophen Zygmunt Bauman, der in „liquid life“ die Moderne als eine Zeit beschreibt, in der feste Strukturen sich auflösen. Normen, soziale Gefüge, Identitäten und auch Grenzen haben ihre starren Definitionen aufgegeben und sind fluide geworden“, erklärt Leifert.
Ein Phänomen, das das Team in der freien Tanz- und Theaterszene besonders stark ausgeprägt sieht. „Wir arbeiten von Projekt zu Projekt, flexibel an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten, passen uns den Schwankungen der Förderlandschaft an“, so Stroux. Das berge Gefahren, biete aber auch viele Freiheiten.
Mit dem Festival wollen sie diese „fluiden Realitäten“ sichtbar machen, aber auch Wissen teilen und Neues probieren. Stroux: „Wir öffnen einen solidarischen Raum, in dem kollektives Arbeiten möglich ist. Das Festival beschreibt die Gegenwart nicht nur – es gestaltet sie aktiv mit und fragt, nach Möglichkeitsräumen.“
Was verbindet uns noch? Vielleicht die Liebe?
Im Rahmen des Festivals werden zahlreiche neue Projekte präsentiert, es gibt Performances, Workshops und Diskussionsformate rund um Fragen an ein zukünftiges Leben, Arbeiten und Lieben.

erkunden die Liebe. Presse szene machen
Das ganze Programm findet sich auf der Website der Veranstalter:innen – der Eintritt ist frei, aber da die Platzkapazitäten begrenzt sind, wird um Reservierung gebeten. Die Eröffnung findet am Abend des 9. Oktober im Fletch Bizzel statt – dann geht es Schlag auf Schlag.
So erkunden am Freitag, 10. Oktober 2025, die Perfomer:innen Celia Hickey und Sebastian Knipp in ihrer Tanzperformance „Liebe“, Nähe und Distanz auf der zwischenmenschlichen Ebene, „poetisch, körperlich und offen für das Unfertige“. Zu sehen von 13:00 – 14:30 Uhr im Roto Theater.
Gute Bänke, schlechte Bänke – ein Gang durch die Nordstadt
Alina Mathiak und Judith Grytzka bieten – ebenfalls am Freitag, 10. Oktober – einen performativen Spaziergang durch die Nordstadt an. Ihr Thema sind die Grenzen zwischen öffentlichem und privatem Raum und unseren Möglichkeiten der Teilhabe.

Gemeinsam mit dem Publikum wollen sie auf dem Weg durch das Quartier Sitzbänke analysieren: ihre Gestaltung, Lage, Barrierefreiheit und gesellschaftliche Funktion. Es werden Fotos gemacht, Punkte vergeben und Orte markiert, an denen man sich vielleicht eine Bank wünschen würde.
So entsteht eine vielfältige Sammlung, die die Rolle der Bänke als soziale Treffpunkte betont. Wer mitmachen möchte, sollte sich um 14.30 Uhr am Roto-Theater in der Gneisenaustraße einfinden.
Klingende Solidarität: Sprechchor lädt zum Workshop ins Depot
Beim Workshop des Dortmunder Sprechchor hat sich das Festivalmotto augenzwinkernd selbst verflüssigt – hier wird es um „Irgendwas mit Wasser und Solidarität“ gehen.

Aber im Ernst: „Chorisches Sprechen ist klingende Solidarität“, finden die Macher:innen. Im Chor gehe es nicht um die einzelne Stimme, sie wirke immer im Zusammenklang mit den anderen. Ein Klang, der variiert: „Er kann eine Wand sein, wie im Stadion – und doch so schnell zerfallen wie eine Welle.“
Im Workshop am Theater im Depot können Interessierte gemeinsam mit dem Sprechchor erleben, wie kollektives Sprechen auch die Erfahrung von Solidarität ermöglicht. Jede:r kann mitmachen, ohne Voraussetzungen (10.10.2025, 19:30 Uhr – 20:15 Uhr)
Cocktails und ein kritischer Blick auf exotische Klischees im MKK
Am Samstag, den 11. Oktober, öffnet im ehemaligen Café des Museums für Kunst- und Kulturgeschichte in der Hansastraße eine temporäre Bar. Sie wird von 14 bis 22.00 Uhr zum informellen Zentrum des Festivals und lädt zum Netzwerken ein. Inspiriert vom Festivalprogramm hat das Queere Theater Kollektiv die Drinks Liquid life, Liquid work und Liquid love konzipiert. Na dann Prost!

Im Museum selbst lohnt um 17.00 Uhr ein Besuch der performativen Installation „tropical drop“ von Anna Júlia Amaral.
Kritisch, aber auch mit viel Humor, hinterfragt die Künstlerin das „Brazilian Feeling“ und die damit verbundenen Klischees von glatten Hintern, Kokosnuss und Wellness-Badeschaum.
Es geht um exotisierende Körperbilder und Schönheitsnormen und die Frage, wer darüber bestimmt und warum.
„Performance als Ausdruck fließender Identität“
Von da aus könnte man dann wunderbar zum Hans A hinüber schlendern. Ab 20 Uhr präsentiert dort das Theaterkollektiv Labsa „Couture on Fire“. Den ganzen Tag über wurden Kostüme gestaltet, die am Abend auf der Bühne zum Leben erwachen sollen.

„Ein kraftvoller Höhepunkt des Festivals“, verspricht Mareike Theile, Pressesprecherin des Festivals, „der zeigt, wie Performance Ausdruck fließender Identität wird.“
Danach gibt es noch eine queere Zaubershow mit Cosmo & The Universe und am Ende mündet alles in eine Party. Auch hier ist der Übergang fließend.
Wer am Sonntag (12.10) noch – oder wieder – fit ist, dem sei das Netzwerktreffen im dott.werk, Düsseldorfer Straße, ans Herz gelegt. Von 12.00 Uhr bis 16.00 Uhr wollen die Akteure das Festival mit einem Brunch ausklingen lassen und in die Zukunft denken.
- Alle Infos zum Programm und der Ticketshop sind auf der Website des Festivals
Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!