Anvisierter Neubau für die VHS-Dortmund am Dortmunder U: Siegerentwürfe des Planungswettbewerbs stehen fest

Sieht so das neue VHS-Gebäude aus? – Siegerentwurf des Büros B+P Reiner Becker GmbH. Visualisierungen (5): Stadt Do

Seitdem im alten Hauptsitz der Dortmunder Volkshochschule – dem an der Ecke Burgwall/Hansastraße  gelegenen Löwenhof – wegen gravierender baustatischer Mängel eine Nutzung für den laufenden Betrieb aus Sicherheitsgründen nicht mehr möglich ist, hat die VHS ein definitives Platzproblem. Auch der kürzliche Bezug eines weiteren Standortes an der Kampstraße ist keine Dauerlösung. Für einen Neubau zwischen der Brinkhoffstraße und dem Königswall direkt gegenüber dem Dortmunder U hat die Stadt daher einen Planungswettbewerb ausgerufen. Dessen Ergebnisse stehen nun fest. Mit den drei Preisträgern kommt es nun zu weiteren Verhandlungen im Rahmen der Vergabeverordnung. Danach wird eine Entscheidung über die Auftragsvergabe fallen.

Wettbewerbsergebnisse sollen im benachbarten Studieninstitut Ruhr am Königswall präsentiert werden

Büro SHA Scheffler Helbich Architekten GmbH

Neben der Auszeichnung von drei Siegerentwürfen sprach die Jury ausdrückliche Anerkennungen für die eingereichten Entwürfe von zwei Wettbewerbsteilnehmern aus Dortmund und Bochum aus.

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Sie gingen an das Büro SHA Scheffler Helbich Architekten GmbH aus Dortmund und dreibund architekten ballerstedt | helms | koblank BDA PartG mbB aus Bochum.

Den ersten Preis für die bedeutsame wie anspruchsvolle Bauaufgabe erhielt das Büro B+P Reiner Becker GmbH aus Berlin.

dreibund architekten ballerstedt | helms | koblank BDA PartG mbB

Den zweiten Wettbewerbspreis verlieh die Jury mit Bowlin Wulf Architekten Partnerschaft mbB ebenfalls an ein Berliner Büro. Den dritten Preis vergab die Jury an das Büro bertbielefeld & partner architekten und ingenieure aus Dortmund.

Dies hat das Preisgericht in seiner Sitzung nach intensiver Prüfung und Diskussion Anfang des Monats entschieden.

Die Wettbewerbsergebnisse werden für die Öffentlichkeit im benachbarten Studieninstitut Ruhr am Königswall 25 -27 präsentiert. Aufgrund der aktuellen Virenlage wird die Ausstellung aller Wettbewerbsarbeiten zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.

Übergangsquartier an der Kampstraße genügt auf Dauer dem Bedarf der Volkshochschule nicht

In einem nächsten Schritt werden die drei Preisträger durch das technische Projektmanagement Sondervermögen GVVF des Fachbereichs Liegenschaften der Stadt Dortmund zu weiteren Verhandlungen im Rahmen der Vergabeverordnung (VgV) aufgefordert. Danach wird die Entscheidung der Auftragsvergabe getroffen.

Die neue, aber nur vorübergehende Adresse für die Volkshochschule Dortmund. Foto: Thomas Engel

Die Volkshochschule Dortmund hat erst vor kurzem ein neues Übergangsquartier an der Kampstraße bezogen (wir berichteten) – ein zusätzlicher Standort zum angestammten Hauptsitz im Löwenhof an der Hansastraße. Seit dessen Sperrung im Herbst 2015 mussten über 50 Prozent der Nutzungen an andere Standorte in der Dortmunder Innenstadt verlagert werden.

An der Kampstraße hingegen konnten zwar kleinere verteilte Standorte zusammengezogen werden, doch die Schwierigkeiten, dass der Löwenhof – nach Bekanntwerden der baustatischen Probleme – nicht mehr in vollem Umfang genutzt werden kann, sind damit noch nicht vollständig gelöst.

Schon 2018 hat die Stadt Dortmund daher einen Planungswettbewerb angestoßen für einen Neubau an Königswall und Brinkhoffstraße in unmittelbarer Nähe des Dortmunder U. Dieser Wettbewerb ist jetzt entschieden. Nach intensiver Prüfung und Diskussion hat das Preisgericht wie folgt entschieden.

Bewertungskriterien der Jury: Städtebauliches Konzept – Gestaltung – Funktion – Realisierbarkeit

Den ersten Preis für die bedeutsame Bauaufgabe erhielt das Büro „B+P Reiner Becker GmbH“ aus Berlin. Der zweite Preis ging mit „Bowlin Wulf Architekten Partnerschaft mbB“ ebenfalls an ein Berliner Büro. Den dritten Preis vergab die Jury an das Büro „bertbielefeld & partner architekten und ingenieure“ aus Dortmund.

Vorstellung der Siegerentwürfe. Fotos: Stadt Do

Im unabhängigen Preisgericht waren neben hochqualifizierten externen Architekten, die neben der gestalterischen Qualität auch die funktionale Qualität sowie die Realisierbarkeit und Wirtschaftlichkeit bewerteten, die VHS Dortmund, die Stadtverwaltung Dortmund, auch Vertreter der Politik und des Verwaltungsvorstandes beteiligt.

Den Vorsitz der Preisgerichtssitzung übernahm Frau Prof. Christa Reicher, Architektin und Stadtplanerin aus Aachen/Dortmund.

Die Jury hat ihr Urteil aus der Qualität der Wettbewerbsarbeiten gebildet und hierbei folgenden Bewertungsrahmen zugrunde gelegt, ohne dass die Reihenfolge zugleich eine Gewichtung darstellt: Städtebauliches Konzept – Gestaltung – Funktion – Realisierbarkeit.

Erst nach der Auswahl der Preisträger wurde dem Preisgericht die Urheberschaft der eingereichten Arbeiten bekannt gegeben, um eine größtmögliche Neutralität bei der Auswahl und Beurteilung zu gewährleisten.

Neubau gegenüber dem Dortmunder U: komplexe Bauaufgabe mit hohem Gestaltungsanspruch

Volkshochschule stellt das Programm für das erste Halbjahr 2017 vor. VHS-Gebäude, Löwenhof
Der Löwenhof, die angestammte VHS-Zentrale in Dortmund, kann für den laufenden Betrieb nicht mehr genutzt werden. Foto: Klaus Hartmann

Die städtebaulich exponierte Lage des Wettbewerbsgrundstücks im Bereich des unmittelbaren Citykerns, das unter Denkmalschutz stehende Bestandsgebäude am Königswall 29, der Anschluss eines neuen Gebäudekörpers an den Bestand, sowie das Umfeld mit dem Dortmunder U und dem Harenberg-Gebäude stellen einen hohen Anspruch an den Entwurf dar und haben von vorn herein für hohe Erwartungen gesorgt.

„Der zu entwerfende VHS-Komplex, bestehend aus Neu- und Altbau, soll der besonderen städtebaulichen Situation gerecht werden, sich hinsichtlich der Geschossigkeit an der Höhenentwicklung des Umfeldes orientieren und das Raumprogramm der VHS abbilden“, definiert Stadtrat Ludger Wilde die städtischen Ansprüche und damit die Aufgaben für Teilnehmer*innen an dem Wettbewerb.

Die Kubatur, die Formung des Baukörpers sowie die Struktur der Fassaden und ihre Materialität müssen durch qualitätsvolle Architektur dem Standort angemessen sein. „Auch soll das Haus ein einladender Ort der Begegnung werden, der die Entwicklung sozialer Kontakte fördert, Menschen zusammenführt und Wissen vermittelt“, bestimmt Stadtdirektor Jörg Stüdemann Eckpunkte die mit dem Projekt verbundenen kommunalen Entwicklungsziele.

Erster Preis geht an den Entwurf des Büros „B+P Reiner Becker GmbH“ aus Berlin

Der nun gefundene erste Preisträger hat ein Gebäude entworfen, das sich klar nach Süden – zur Leonie-Reygers-Terrasse bzw. zum Park der Partnerstädte – orientiert. Der Neubau nimmt die Bestandssituation auf, schließt den Blockrand zwischen Königswall und Brinkhoffstraße und bindet im rückwärtigen Bereich das ehemalige AOK-Gebäude an.

Gegenüber dem Altgebäude am Königswall ist der Neubau-Komplex etwas überhöht und definiert so eine städtebauliche Raumkante, die den Brückenschlag zur im Osten liegenden Innenstadt mit der charakteristischen Blockrandbebauung schafft.

Der Zugang erfolgt über ein Atrium und bietet dann eine Abfolge von öffentlichen Räumen für alle Dortmunder*innen, darunter ein begrünter Hof mit anliegendem Bistro.

Der zweite Preis: „Bowlin Wulf Architekten Partnerschaft mbB“, ebenfalls aus Berlin

Der zweite Preis sieht die Volkshochschule nicht als singuläres Gebäude, sondern als Gebäudegruppe. Diese präsentiert sich, der Funktion angemessen, selbstbewusst und mit seiner Reihe von Giebeln.

Während die leicht differierenden Dimensionen der einzelnen Giebel einen Akzent über dem Haupteingang setzen, wird das Denkmal am Königswall 29 typologisch wie auch formal ganz selbstverständlich integriert. Es entsteht eine unverwechselbare Silhouette und gleichzeitig eine großzügig einladende Gestik des neuen VHS-Ensembles über die gesamte Breite nach Süden.

Zusammen mit den Gebäuden am Dortmunder U und den Gebäudeblöcken am Westentor bildet sich ein sehr eigenständiger, großstädtischer Raum am Königswall, der vom Neubau der VHS in seiner klaren Ausrichtung und spürbaren Öffnung ganz wesentlich geprägt ist.

Dritter Preis bleibt in Dortmund und geht an „bertbielefeld & partner architekten und ingenieure“

Durch die mehrfachen Veränderungen im Bereich der Brinkhoffstraße in der Vergangenheit existieren unattraktive Hinterhofsituationen im Wettbewerbsgebiet, die das Team, das den dritten Preis gewonnen hat, besonders in den Blick genommen hat. Der Entwurf möchte das kompensieren.

Der umgebene Stadtraum ist von mehreren leicht verdrehten Fluchten geprägt. Der Neubau interpretiert dies über eine differenzierte Gebäudegeometrie, welche auch die beiden Plätze auf der gegenüberliegenden Straßenseite fasst und die räumlichen Auswirkungen der sich absenkenden Brinkhoffstraße reduziert.

Zur Nordstadt treppt sich das Gebäude ab, um einerseits die Abstandsflächen einzuhalten und andererseits die Gebäudewirkung auf Grund der abfallenden Topografie Richtung Norden harmonisch zu gestalten. Das denkmalgeschützte Gebäude am Königswall wird wieder in einen Block eingefasst.

Eine seinerzeit schon vom Architekten angedachte Erweiterung im Bereich des Treppenhauses wird im Entwurf umgesetzt und bildet dadurch zwei Innenhöfe, wovon der straßenseitige Hof glasüberdacht als zentrale Halle und Kommunikationszone der Volkshochschule dient.

Und der gute alte „Löwenhof“, das alte Stammgebäude der VHS-Dortmund? Kein neuer Sachstand, erklärt die Stadt auf Nachfrage von Nordstadtblogger. Sie möchte das denkmalgeschützte Gebäude möglichst behalten und selbst als Bürogebäude nutzen. Das wäre aus baulicher Sicht auch möglich. Ein Seminarbetrieb hingegen nicht mehr. Denn dazu müsste zunächst das Tragwerk mit hohem finanziellen Aufwand ertüchtigt werden.

Doch für den Einzug städtischer Büros gibt es andererseits keinen Zeitdruck. Denn bevor die VHS den Standort nicht komplett verlassen hat – was aber eben erst geschehen kann, wenn der Neubau gegenüber dem Dortmunder U steht – kann der Löwenhof eben nicht entsprechend umgenutzt werden.

 

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Reaktionen

  1. Bebbi

    Mit viel Architekten-Blabla haben die mal wieder gleichen Leute mal wieder langweilige Einheitsarchitektur als Gewinner gefunden. In Zeiten von Corona ist also doch nicht alles anders geworden.

    Was auch immer ein städtebauliches Konzept bei einem einzelnen Gebäude sein soll.

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